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Nachwort

   So einer wie der Diebower Pan Pawel Guttowsky der vorigen Seite, das wäre ein Vorfahre:
Sohn des "Seel. Paul Gutt, gewesenen Rosinsch Land Cämer", von den Tartaren verschleppt, "nach über 10 Jahren" als einer der ganz Wenigen zurückgekehrt, den wüsten Besitz wieder aufbauend, sich gegen ungerechte Abgaben wehrend, briefschreibend an Kurfürst Friedrich, so gewichtig, dass sie bis heute im GSTA PK liegen, die große Pest 1709/1711 überlebt habend, zuletzt doch noch von ihr hingerafft - und - von einer Dziewka verscharrt ……………
das wäre doch ein Vorfahre - oder - ein Drehbuch für einen Film!

Er gehört aber nicht zu unseren unmittelbaren Vorfahren,
sondern:

5xUr Woiciech/Albrecht G., *1697 in Gutten,
8. Kind und 5. Sohn der kinderreichen Familie des
6xUr Marcey/Mathes/Matheus G., *um 1653, und "Mater Dorothea",

7xUr ? Jan G.
Überlebender des Tartarischen Einfalls und der "kleinen" Gutter Guttowsker,

5xUr Woiciech/Albrecht G., *1697 also
siehe 1729-Kibissen-Familienmix
wächst - der Enge seiner Gutter Familie wegen (?) - in der Kibisser Verwandtschaft - als "Pate" - auf,
natürlich auch als Knecht bei seinen Verwandten
muss lange warten, bis er - 32-jährig - endlich eine Frau findet, ist ohne eigenen Besitz,
und

sein Sohn, 4xUr, Michael G., *1729, hat eigentlich keine Zukunft.

Gibt es von diesen unseren unmittelbaren Vorfahren vielleicht doch noch vergleichbar Erzählens- und Rühmenswertes zu berichten?

Wie kommt Spinat auf's Dach?

oder:
Wie kommt
der 23-jährige besitzlose Michael Gutowski, *23.09.1729 "dahinten" in Kibissen,
zunächst auch kein  "Guttowsky Nobilis", um 1752/1766 nach Thurowen, findet dort gleich eine Frau, eine Szczesny, wird Besitzer von 6 Hufen, wird "Herr" (Pan) genannt und ist "Landgeschworener"?

Es wird spannend herauszufinden, ob, und welche Gutowski's eben auch die Stehaufmännchen-Mentalität des "Pan Pawel Guttowsky"  entwickelt haben.

Vorherrschend aber hemmen äußere und innere Katastrophen die Möglichkeiten, sich gegen alle Widerstände zu behaupten und emporzuarbeiten.

Die äußere Katastophe Nr. 1
ist der Einfall der Tartaren im Jahr 1656.

Das ältestes mir bekannte Belegstück, die Herkunft des Michael Gutowski zu belegen, ist das

"VERZEICHNÜSZ UND SPEZIFICATION
derer Leuthe so anno 1656 im October
durch den tartarischen Einfall
gefänglich entführet worden
wie derer Nahmen und in
waß Alter sie damalß
gewest sein.

in APG NF Bd. 13 S. 135 ff.
"Zur Geschichte des Tatarischen Einfalls (Amt Johannisburg und Amt Rhein) von Bruno Janczik
- oder im GSTA PK im Bestand des Etatministeriums XX EM 111 k Nr. 110.

Es enthält im Juni 1663 auf Befehl des Großen Kurfürsten aufgestellte Verzeichnisse der Personen, die im Jahr 1656 bei dem Einfall der Tataren in das südliche Ostpreußen verschleppt worden sind.

Hier nun die Auflistung für Gutten:

Aus obiger Aufstellung der von den Entführungen Betroffenen geht eine Familie überhaupt nicht hervor:
die Familie der 13 Huben besitzenden "Großen Guttowsker", des 1656 vermutlich schon verstorbenen Saraphin Guttowskj - Ein Land Cemmer - und des "Erben" Andreas Guttowskj.

per 22.04.1698 "weile Er aber im Lyckischen wohnet".

Der junge, Andreas (er lebt noch 1714) ist wohl schon während des Tartaren-Einfalls oder vorher 12 km nordöstlich zur mütterlichen Familie  - Johan Kobilinski - nach Kobilienen getürmt.

In VfFOW  SoSchr. 45.3 Erbhuldigungsauszüge 1690:
Hier wird ein Andres Guttowski aus Kobilienen erwähnt,

……… welche vermöge Königl. allergnädighsten Befehl den Erb Eyd im Ambte Lyck abgelegt haben
den 27. 8br, / 1. 9br. 1714
1758 heiratet der Diebower Soldath Pawel/Paul Guttowski die Katharina Kobilinskaja

In den Wirren nach den Tartarischen Verwüstungen sind die 13 Huben, der ganze Besitz der "Großen Guttowsker" dann verloren gegangen. Im Entscheid von König Friedrich I. vom 20.03.1703 steht: "……… wiedrigenfalß und absonderlich wann Sie Unß in rückstanden und andert nicht solendo (insolvent) seyn solten / wovon Du ratione Praesteriti ein consignation ein zuschicken hast / müßen die Huben Subhaftiert und an den meistbietenden Verkaufet werden."
1763-1769 heißt es in XX HA PT Drygallen 3; 37 Huben, 7 Morgen, 128 Ruten: "sind wüst und noch nicht besetzt. Daher abgeben (an Steuer) … … … Noch 1766 liegen 4 Huben 22 Morgen wüst.

Erwähnt werden aber zwei weitere Familien:

Ein "mittlerer Guttowsker", Michel Gutt*, dessen 10-jähriger Sohn Jacob entführt wurde und der so besitzreich ist bzw. war, dass er einen "Gärtner" angestellt hatte

und die Familie der "kleinen Guttowsker", Jan Gutt*, der einen entführten Sohn Jan und einer Schwester Tochter Catharina zu beklagen hat.

* In der Mitte des 17. Jhdt's haben viele "Einsassen" entweder das polnische Adelsprädikat …owski abgelegt
oder werden in der Preußisch-Deutschen Amtssprache so verkürzt geschrieben.


An der

inneren Katastrophe Nr. 2

ist aber einer der "kleinen Guttowsker", unser 6xUrgroßvater Matthes Guttowsky, wahrscheinlicher Sohn des Jan Gutt,  als "so zur Huldigung Sr. Churfürstl. Durchlaucht nach Königsberg Bestellter" - "noch vom Lande" zusammen mit dem Land-Cemmer, Andreas Orlowius aus Gutten, bei der Erbhuldigung im Jahr 1690 beteiligt.

1690 April 27

Kurfürstz Friedrich der Dritte an alle Ämter:

   Er habe den 23. Mai für seine Vasallen und Unterthanen zur Erbhuldigung angesetzt. Es ergehe deshalb der Befehl, denen vom Herrenstand, von der Ritterschaft und dem Adel, ferner den Kölmern, Freien, Schulzen und Krügern den neuen Termin zur Erbhuldigung mitzuteilen, damit sie sich an diesem Tage zu früher Tageszeit auf der hiesigen Residenz einfinden.

Eine richtige Spezifikation aller sich zur Huldigung gestellenden Personen sei in der Oberratsstube einzureichen.

Diese Katastrophe - an dessen Folgen, nämlich der bald wieder anlaufenden Steuereintreibungen auch der Diebower Pan Pawel Guttowsky zu leiden hatte, bahnt sich an, als Kurfürst Friedrich III, Sohn des "Großen Kurfürsten", - der 1701 spätere König Friedrich I. - 1688 Kurfürst wird und die Zeremonie der Erbhuldigung braucht.

Als sich im Spätmittelalter die Landstände als stabile Korporationen der politisch berechtigten Landeseinwohner herausgebildet hatten, bekamen die Landeshuldigungen als Sonderform der Huldigungen besondere Bedeutung. In vielen Ländern war die Herrschaft eines neuen Fürsten nur legitim, wenn er die Huldigung der Stände entgegengenommen hatte. Dabei bildeten sich für den Ablauf des Huldigungsakts feste Formen heraus, an die sich der Landesherr und die Stände halten mussten, wenn die durch die Huldigung eingegangenen gegenseitigen Verpflichtungen rechtlich bindend sein sollten.

In der Regel hatte die Huldigung auf dem Territorium des betreffenden Landes stattzufinden.  Die Ständemitglieder waren zum Erscheinen bei der Landeshuldigung unbedingt verpflichtet. Ausbleiben bedeutete einen Akt der Untreue gegenüber dem Landesherren. Der Fürst wurde an der Grenze von einer Abordnung des Adels empfangen und zum Huldigungsort geleitet. Vor den Mauern wurde er von den Vertretern der Städte und des Klerus empfangen und in die Stadt bzw. auf die Burg geführt.

Je nach landesspezifischer Tradition fand vor oder nach dem eigentlichen Huldigungsakt ein gemeinsamer Gottesdienst statt, während dessen zu einer passenden Bibelstelle eine spezielle Huldigungspredigt gehalten wurde.

Die verschiedenen Stände huldigten dem Fürsten einzeln nacheinander. Zuerst legten die Prälaten ihren Treueschwur (meist in lateinischer Sprache) ab, wobei sie vor dem Landesherren knieten. Der Adel huldigte stehend, womit verdeutlicht wurde, dass er im Gegensatz zu den geistlichen Ständen nicht zu den Schutzbefohlenen des Fürsten gehörte, sondern es sich bei den Adeligen um freie wehrhafte Mannen handelte. Zuletzt legten die Bürgermeister und Räte der Städte den Huldigungseid stellvertretend für die Bürger ab. Sofern vorhanden, hatten auch die Freibauern dem Landesherren separat zu huldigen. In manchen Ländern hatte die Bevölkerung des Huldigungsortes stellvertretend für alle Landeseinwohner einen eigenen Huldigungsakt zu vollziehen (so zum Beispiel die Bautzener bei der Oberlausitzer Landeshuldigung).

Für ihren Treueschwur durften die Stände im Gegenzug die Bestätigung ihrer Privilegien, Rechte und Freiheiten erwarten. Häufig umstritten war dabei zwischen Fürst und Ständen, ob dies vor oder nach der Huldigung zu geschehen habe. Denn wenn die Stände dem Landesherren bereits Treue geschworen hatten und dieser die Privilegien nicht im vollen Umfang bestätigte, setzten sich die Stände nach der mittelalterlichen Rechtsauffassung trotzdem ins Unrecht, wenn sie dem Fürsten dann Widerstand leisteten. Deshalb fanden vor der Huldigung oft komplizierte Verhandlungen zwischen dem Hof des Fürsten und den Ständen statt, bei denen man sich über den konkreten Ablauf zu einigen versuchte.

Nach der Huldigung wurde oft noch ein Landtag abgehalten, der dem Fürsten eine Sondersteuer bewilligte und auf dem die Stände dem Landesherren ihre Beschwerden (Gravamina) vortragen konnten.

Für seine hohen Ziele - seit 1696 verfolgte Kurfürst Friedrich III die Idee einer Rangerhöhumng zum Königtum. Auch muss er Geld aus dem Lande herbeischaffen. Die Kriegskasse war leer und die Finanzen des Staates waren in Unordnung.

Quelle EM 87d Nr. 41 - Seite 165r-166r

Die Dokumente des Diebower Pan Pawel Guttowsky von 1691 bis 1694, als die Johannisburger Amtsleute angehalten wurden, so viel wie möglich Steuern einzutreiben, zeugen davon.

Auch die angeordnete Beschreibung der Dörfer, Güter und das Sozinianium von 1698 (2 Bde.) zielt nur darauf hin, sich einen Überblick zu verschaffen, wo überall Abgaben eingetrieeben werden können.
So erfahren wir zwar daraus, wer 1698 in Gutten gewohnt hat, aber der Vergleich mit der Erhebung des "Generalhufenschoßes" 20 Jahre später ergibt, wieviele Bauern, die die "wüsten Höfe" nach dem Tartarischen Einfall von 1656 langsam wieder aufgebaut haben, - auch durch die äußere Katatstrophe Nr. 3, die Pest der Jahre 1709-1711 - aufgeben müssen.

Hier das Dokument vom Jahr 1698 

GSTA PK XX HA Ostpr.Folio Nr. 418 Beschreibung Dörfer Güter Sozinianium d.Urkunden (2 Bde.) 1698

- siehe das Original  rechts in der Seitenleiste:

  und hier Abschriften:

Von obigen 41 Huben haben die Guttowsker
- die "Großen Guttowsker" - 1698 also der "Erbe" Andreas Guttowsky
13 Huben, davon sie weder Schaarwerken noch daß
Zinß getreydich abgeben, haben aber auch keine
absonderlicher Verschreibung, darüber die meisten
Huben Haben seind dem Tartarischen Einfall wüst

gelegen.

4. Huben Waldt gebrauchen sich des Landkemmers

Gutten Erben, (Der Diebower Pan Pawel Guttowsky ? und Bruder Jacob ?) darüber keine Verschrei-
bung zu finden.
1 Hube 15 Mxxx Wiesen Wachß (?) gebrauchen die Besitzer
Haben aber darüber gleichfals keine
Verschreibung,
2 Huben 15 Mxxx Übermaaß darüber keine Verschreibung
vorhanden, sollen davon die Besitzer
25 xx Jährlich Zinsen.

 

Vorhero Spezifizierte Huben werden von
16 Wirths bewohnet allß:

1. Michael Gutten Erben, - die "mittleren Guttowsker"
2. Pawel Downar,
3. Jacub Mocaszkÿ,
4. Jedam Czishewskÿ,
5. Stash Dzadek,
6. Andres Orlowskÿ,
7. Grzegors Matulak,
8. Jacub Szacigk,
9. Piotr Gronowic,

10. Matteus Guttowskÿ, - übrig gebliebener "kleiner Guttowsker"
11. Matteus Dzetko,
12. Jann Mnikosm
13. Jendezey Jendrzeicigk,
14. Cristian Orlowsky,
15. Simann Pucek,
16. Jann Mattiscigk

Hier haben wir wieder unter 1. die "Erben" des Michel Gutt - "Erben", schon - aber welche?
auch
keinen "Besitzer" - jetzt der armen Zeit entsprechend auch keinen Gärtner -

und unter 10. den oder einen "Sohn" des Jan Gutt, Matteus Guttowsky, Maciey - im polnisch geführten Kirchenbuch und Mathes in preußischen Verzeichnissen so genannt.

Im Kirchenbuch, das ab ca. 1890 geführt wird, erscheinen - allerding erst später ab 1720 - neben den 12 Kindern des Maciey noch ein paar weitere Guttowsky als Paten, z.B. ein "Augustin Guttowsky z Guttow" und ein "Mack Gutowski Koscielnik (Kirchendiener)", die offensichtlich einer anderen Familie, vielleicht den "Michael Gutten Erben" zuzuordnen sind.

20 Jahre später, im Jahr 1718 haben sich die Besitzverhältnisse erheblich verändert; alte Siedler scheinen ausgestorben zu sein, neue Siedler sind hinzugekommen.

im Jahr 1698:

Vorhero Spezifizierte Huben werden von
16 Wirths bewohnet allß:

1. Michael Gutten Erben,
2. Pawel Downar,
3. Jacub Mocaszkÿ,
4. Jedam Czishewskÿ,
5. Stash Dzadek,
6. Andres Orlowskÿ,
7. Grzegors Matulak,
8. Jacub Szacigk,
9. Piotr Gronowic,
10. Matteus Guttowskÿ,
11. Matteus Dzetko,
12. Jann Mnikosm
13. Jendezey Jendrzeicigk,
14. Cristian Orlowsky,
15. Simann Pucek,
16. Jann Mattiscigk

Im Jahr des Generalhufenschoßes, 1718

sind noch
da



Jedam Mocarskj

Michel Dziadek




Mathes Guttowskj
Michel Dzietko



Woyciek Pucek  - Paul Pucek
Jann Mattczick - Mathes Mattczik

neu hinzu gekommen sind:

Marcin Kowalcik
Piotr Gronoitz
Wilhelm Knobelsdorf
Michel Tracik
Thomek Salewskj
Jendrzey Michalcik
Simon Kowalcik
Michel Nikos
Maczk Porcek

Es wird spannend herauszufinden, welche Guttowskj's die Mentalität des "Pan Pawel Guttowsky" eines Stehaufmännchen auch noch gehabt haben.

Da gibt's z.B. meinen 4xUr-Großvater Michael Gutowski:

1729
d 23 Sept
Pat: Woÿcieck Gutowskj, Mat An-
na z kybißow Filiy Michael, Comp:
Adam Laduga z Rosynska, Chrystian
Gutowskj, Catharzyna Pawla Michal-
czyka Zona (Ehefrau) z Kybißow

Vererbung?
oder
Wie kommt Spinat auf's Dach?

oder:
Wie kommt
der 23-jährige besitzlose Michael Gutowski von "dahinten" aus Kiebissen - nicht direkter Abkömmling der Diebower "Pan Pawel Guttowsky et Mater Maria Nobilis" - um 1752/1766 nach Thurowen, findet dort eine Frau, wird Besitzer von 6 Hufen, wird "Herr" (Pan) genannt und später "Landgeschworener"?

"Wie sie gelebt und gehandelt haben" - Das vererbt sich schon.

Ein Indiz: Nicht aufgeben in aussichtsloser Lage sondern das Beste daraus machen.

Ich muss etwas ausholen, um die spannenden aber auch langwierigen Umstände dieser "Vererbung" deutlich machen zu können. Wir haben es hier mit einer ganz besonders intensiven Verwandtschaft zwischen den Gutter, Kibisser und später auch der Diebower Guttowsky's zu tun.

Einerseits:

Vererbt hat sich diese Mentalität schon beim Großneffen 4. Grades des oben genannten "Pan Pawel Guttowsky", meinem 4xUr-Großvaters, Michael Gutowski, dem "kleinen Guttowsker".

Der Erbe der "großen Guttowsker", Andres aber ist schon seit dem Einfall der Tartaren 1664 "im Lyckischen" bei der Oma-Verwandtschaft in Kobilienen und wird zwischen 1797 und 1703 vergeblich zur Steuer gemahnt.

Das Land, 13 Huben, liegt - unterschiedlich von 1656 bis 1769 - über 100 Jahre "wüst".
1718 Generalhufenschoß:    13 H, 7 M caduc (= zum Verkauf)
1747-1753 PT Drygallen 1:  17 H, 22 M, 150 R Wüste
1753-1759 PT Drygallen 2: 11 H, 22 M, 150 R (Köllmisch Maß) sind wüst
1766-1767 PT Joh-burg 3:  5 H, 6 M, 120 R  wüst
1763-1769 PT Drygallen 3: 14 H,   7 M, 150 R sind wüst und noch nicht besetzt

Von den "mittleren Guttowskern", den "Michael Gutten Erben" scheint bisher jede Spur zu fehlen.

Andererseits:

Matheus/Marcey/Mathes I. gehört bloß zu den "kleinen Guttowsker". Er wird in der 1690-er-Dorfbeschreibung von Gutten nur als 10., unter ferner liefen, von 16 weiteren Wirthen genannt.

Sein Eheweib Dorothea beschert ihm aber 11 Kinder,
1 Zofia *vor 1687
2 Andres *vor 1688, der stirbt ca. 18-jährig 20.06.1706

3 Dorothea *vor 1689
4 Elsbieta *vor 1690, sie stirbt 20.06.1713
dann hübsch jedes 2. Jahr 4 Söhne - 5 Jan *25.03.1691,  6 Adam *11.01.1693, 7 Maciej *06.03.1695,
8 Woicieck *24.02.1697, unser 5xUrgroßvater

Folgen noch 9 Anja *24.05.1999, als Spätlinge dann 10 Anna *220.05.1707 und 11 Thomaß, *22.12.1708.

Das sind in diesen schweren Zeiten für den kleinen Besitz - 1 Hufe 15 Morgen von 49 Hufen im Dorf - vom 6xUrgroßvater des Matheus/Marcey/Mathes I.  e i n f a c h  z u v i e l  M ä n n e r.

Was sollen all die zwar tüchtigen aber ansonsten rechtlosen Arbeitskräfte in der kleinen mühsam wiederaufgebauten Hütte in Gutten. Sie sind nämlich auch tüchtige Esser.

Jetzt geschieht im Jahr 1704 etwas ganz Auffälliges, ob "Unnormales" weiß ich nicht.:

Nr. 8 Woicech/Albrecht, *24.02.1697, wird als 7-Jähriger Pate bei der Geburt der Sophia, *21.12.1704, in der Kibissener Vorsteher Simon und Lehna Gutowski-Verwandtschaft.
Dort ist er in der Familie mit nur einem Sohn, Michal *18.09.1701, nicht nur eine nötige Arbeitskraft sondern zugleich auch designierter Anwärter auf eine spätere Ehe mit der soeben geborenen Sophia.

Die Rechnung geht allerdings nicht auf. Sophia stirbt mit 9 Jahren schon am 31.05.1713 - zwar wohl nicht direkt an der Pest, so doch als Spätfolge davon. 5xUrgroßvater, Woicech/Albrecht, muss noch einige Jahre warten:
Den Kibisser Simon und Lehna Gutowski wird kurz nach der Pest am 17.07.1712 noch ein Spätling geboren: Anna, Simona Guttowskiego filia. Da ist der Woicech/Albrecht, *24.02.1697 schon 15 Jahre alt.
Wann er die Anna geheiratet hat ist unbekannt, aber der erste Sohn, Michael, wird 1729 am 23. September geboren. Da ist die Anna immerhin schon 17 Jahre, Woicech/Albrecht aber 32 Jahre.

Das Geburtsdatum 23. September 1729 ist das erste, was ich von unserem 4xUrgroßvater nun weiß und dass er Sohn der "kleinen Kibisser Guttowsker" ist.

Das zweite ist, dass er an "Domino 12", also am Sonntag, 30. April 1752, als 23-Jähriger "H Gutowsky et conjux", also "Herr" (Adel), mit conjux = Ehefrau in den Abendmahllisten von Kumilsko und - ab wann genau unbekannt - Besitzer von 6 Hufen in Thurowen auftaucht - siehe unten.

Nochmal:
Wie kommt der 23-jährige besitzlose Michael Gutowski von "dahinten" aus Kiebissen um 1752/1766 nach Thurowen, findet dort eine Frau, wird Besitzer von 6 Hufen, wird "Herr" (Pan) genannt und später "Landgeschworener"?

Diese Frage beschäftigte mich schon lange, bis ich mich dieser Auflistung in APG NF Bd 25, S. 101, "Generalhufenschoß von 1718" entsann:

34 Jahre, eine  Generation früher, im Jahr der Generalhufenschoß-Erhebung 1718 gibt es in Thurowen 15 steuerpflichtige Siedler, davon an erster und zweiter Stelle 2 "Großgrundbesitzer":

den "Herrn" Schoß Einnehmer Christoff Hoffmann mit 7 Hufen, 10 Morgen
und den "Herrn" Oberlandschöp Reinke mit 6 Hufen.

Die übrigen Siedler entsprechen nur teilweise der untenstehenden Liste aus XX PT Johannisburg Nr. 3 von 1766-1767,
aber nun kann ich nachvollziehen, dass unser Michael Gutowski Nachfolger des Herrn "Oberlandschöp" Reinke
geworden ist - jetzt "Landgeschworener" genannt. Die Zugabe zum Amt sind der im Vergleich zu den übrigen Siedlern große Besitz von 6 Hufen.

Nun bleibt aber erst recht die Frage, wie und auf welchem Wege er zu diesem Amt und zu dieser Ehre gekommen ist - und dann auch gleich noch zu einer Frau?

"Vitamin B" - aber welcher Art, die Achtung der bewährten früheren Rosinskoschen Guttowskern im Amt Johannisburg, sein Ehrgeiz - oder eben diese Guttowsker-sche Zähigkeit im Nichthinnehmen von schier Aussichtslosem?

 

Ich muss etwas ausholen, um die spannenden aber auch langwierigen Umstände diese "Vererbung" deutlich machen zu können. Die Geschichte ist Zeugnis einer ganz besonders intensiven Verwandtschaft zwischen den Gutter, Kibisser und später auch der Diebower Guttowsky's.

Vererbt hat sich diese Mentalität schon beim Großneffen 4. Grades des oben genannten "Pan Pawel Guttowsky", meinem 4xUr-Großvaters, Michael Gutowski.

Weit nach den 13+4 Huben der "großen Guttowsker", dem Erben Andres - der ist aber schon seit dem Einfall der Tartaren 1664 "im Lyckischen" bei der Oma-Verwandtschaft in Kobilienen und wird vergeblich zur Steuer gemahnt - wird sein Guttener Großvater, Marcey/Mathes I. in der Dorfbeschreibung Gutten als Erster unter 16 weiteren Wirthen genannt. Marcey gehört aber bloß zu den "kleinen Guttowsker". Sein Eheweib Dorothea beschert ihm aber trotzdem 12 Kinder, hübsch jedes 2. Jahr 4 Söhne - Jan *25.03.1691,  Adam *11.01.1693, Maciej *06.03.1695, Woicieck *24.02.1697. Das sind in diesen schweren Zeiten für den kleinen Besitz des Macey - 1 Hufe 15 Morgen von 49 Hufen im Dorf e i n f a c h  z u v i e l  M ä n n e r. Was sollen all die zwar tüchtigen aber ansonsten rechtlosen Arbeitskräfte in der kleinen mühsam wiederaufgebauten Hütte in Gutten. Sie sind nämlich auch tüchtige Esser.

Der 4. oder 5.-geborene, Woicech/Albrecht, *24.02.1697, wird als 7-Jähriger bei der Geburt in der Kibissener Simon und Lehna Gutowski-Verwandtschaft, der Sophia, *21.12.1704, als Pate untergeschmuggelt. Dort ist er in der Familie mit nur einem Sohn, Michal, nicht nur eine gute Arbeitskraft sondern auch designierter Anwärter auf die Ehe mit der soeben geborenen Sophia.
Die Rechnung geht allerdings nicht auf. Die Sophia stirbt mit 9 Jahren schon am 31.05.1713 - zwar wohl nicht direkt an der Pest, so doch als Spätfolge davon. Mein 5xUrgroßvater, Woicech/Albrecht, muss noch Jahre warten.

Dem Kibisser Vorsteher Simon Gutowski und seiner Lehna wird noch kurz nach der Pest am 17.07.1712 ein Spätling geboren: Anna, Simona Guttowskiego filia. Da ist der Woicech/Albrecht, *24.02.1697 schon 15 Jahre alt. Wann er die Anna geheiratet hat ist unbekannt, aber der erste Sohn, Michael wird 1729 am 23. September geboren. Da ist die Anna immerhin schon 17 Jahre.

Das Geburtsdatum 23. September 1729 ist das erste, was ich von meinem 4xUrgroßvater nun weiß und dass er Sohn der "kleinen Kibisser Guttowsker" ist.
Das zweite ist, dass er an "Domino 12", also am Sonntag, 30. April 1752, als 23-Jähriger "H Gutowsky et conjux", also "Herr" (Adel), mit conjux = Ehefrau in den Abendmahllisten von Kumilsko und etwas später Besitzer von 6 Hufen in Thurowen auftaucht - siehe unten.

Was aber geschieht alles in seinen 23 Lebensjahren, so dass er als Besitzloser aus dem kleinen Kibissen - dahinten - nach Thurowen kommt, eine aus Thurowen heiratet, Besitzer von 6 Hufen und schließlich - mit 23 Jahren "Herr" und Landgeschworener wird?

Das Freÿdorf Kibißen ist von den drei Dörfer der Gutowskis das östlichste, kleinste mit ursprünglich 17 Huben und 7 Besitzern; im Jahr 1718 besitzt der "reiche Onkel" Micheł Guttowskj immerhin noch 2 von jetzt 12 Huben, womit man als kleine Familie gut leben könnte. Micheł besitzt 1 Pferd, 2 Ochsen, 1 Kuh, 6 Schafe, 2 Schweine, hat an Aussaat 1 Scheffel Weizen, 8 Sch. Roggen, 2 Sch. Gerste, 4 Sch. Haaber, 1/4 Sch. Erbsen, 1/8 Sch. Einsaat.
Aber seine Eltern haben offensichtlich keinen eigenen Besitz.

 

"Landgeschworener" sein, das lag ja den Guttowskern:

seinem 3xUrgroßvater/Großonkel Pawel/Paul I. aus Gutten *um 1514
seinem 2xUrgroßonkel 2. Grades Seraphin Gutowski aus Gutten *um 1590

seinem Diebower 4xUrgroßvater, dem Seel. Pawel/Paul II Rosinsch Land Cämer * um 1598
(und sein Sohn, George Aemilius, der erst 1796 geboren wird, wird es auch werden.)

Eine Erkläung wäre, dass er
sich intensiv mit der Guttowsker Verwandtschaft, besonders mit der adeligen von Diebowen, jenem oben näher beschriebenen Nobilis Pan Pawel Guttowsky und seinen Nachkommen, beschäftigt hat,
eine für seine Zeit ausgezeichnete Schulbildung genossen hat, - siehe unten -
und einfach nur sehr ehrgeizig war.

Pfarrer und Lehrer im Kirchspiel Rosinsko waren zwischen 1730 und 1750:

Pfarrer war nach dem berühmten Simon Meinicke (1682-1718) Matthias Drygalski, vielleicht einer aus der Drygalski-Gutowski-Pfarrers-Dynastie, von 1718 bis 1740 und von 1741 bis 1760 Johann Horn.

Die "Ludtmoderatoren" (?) waren Simon Maletiy h.t. Schiulmeister, Bernhard Meinike, Woyciech G., Pan Pawel Kostka p.b. Ludtmoderator Rosynski.

Der Pate eines der vornehmen Leute von Diebowen, Cristian Orlowsky, für das Kind Bahsev, ist am 05.09.1713 Simon Maletiy h. t. Schulmeister z Rosinsk.
 
Im Diebowen gibt es - allerdings erst per 09.03.1749 erwähnt - einen Pater Marciey Rogalla Schulmeister und Mater Anna Dorothea gebohr. Glenscanka und deren Filius Pawel.
Wetten, dass der Rogalla auch schon zehn Jahre vorher dort war - oder fünf?
 
Und ein späterer Pater Paul Guttowsky erwählt - am 04.08.1754 - als Pate für seine Estera "Rosenkowa Schulmeister Rogalsky".  
 
Man mache sich aber nichts vor, was damals Schule war: s. http://www.odfinfo.de/preussen/Personen/Schulbesuch.htm

Aber nun finde ich unter APG NF Bd 25 "1718 Generalhufenschoß "S. 101 diesen Eintrag:

oder beide Seiten 100/101 (bzw. gestempelt 60) aus XX PT Johannisburg Nr. 1 von 1763-1769, hier vollständig.


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