http://goo.gl/maps/g47zV Stylesheet Comic Sans

Sollte ich Kibisy/Kibissen je einmal besucht haben, wird hier ein anderes, aktuelles Bild stehen.
Da oben am Rand des Wäldchens, die Punkte der Gehöfte, ist derzeit Kibisy

ibergetitelt:

Die Kibisy-story
oder das
Das Kuckucks-Ei
vom 21. Dezember 1704
oder 

Das Zeugnis eines besonders intensiven Verwandtschaftsverhältnisses
zwischen den Gutter-, Kybisser- und den Dybower-Guttowskern.

und
dann noch
Das Kuckucks-Ei

der 2. Generation, etwa um 1752

und - ob Ihr's glaubt oder nicht
Ein drittes Kuckucks-Ei
der 3. Generation gibt es auch
im November 1784

Wie? - Was? - Wer?

Gemach, gemach, später mehr ………

zuerst dies …………

Nämlich, wer die "Guttowsker" alle sind:

   Der Nicolay Guttenn, geboren ca. 1455, gehört zur ersten Generation. Ihm wurde vom Deutschen Orden, den Brüdern Heronimy von Gebesattell, im Jahr 1495 eine Handfeste über 21 Hufen in Gutten J (bei Johannisburg) in der Damerau "verschrieben".

   Vier Söhnen eines "Stenzel" und des Nicolaien nachgelassene Söhne Marcin, Jann, Pavel und Bartek, geboren zwischen ca. 1480 und 1490, wurde im Jahr 1484 von Erasmus von Reichenstein 41 Hufen in Gutten R, im Kirchspiel Rosinsko, eine Handfeste über 41 Hufen "verschrieben", die aber weil "im Kriegswesen" "vergraben und verfault", von Marggraf Albrecht 1538 erneuert wurde.

   Sie sind die zweite Generation. 1538 - waren die Marcin, Jann, Pavel und Bartek sicher schon zwischen 50 und 60 Jahre alte Männer.

Albrecht von Preußen (* 1490, † 1568) war der erste Herzog in Preußen,
seit 1511 Hochmeister des Deutschen Ordens,
trat 1525 zur Reformation über, wandelte den Ordensstaat in das lutherische,
unter polnischer Lehenshoheit stehende Herzogtum Preußen um, das er bis zu seinem Tod regierte.

    Albrecht von Preußen hat um 1547/1554 das Lied "Was mein Gott will, gescheh allzeit" gedichtet.

Bildnis des Markgrafen Albrecht von Brandenburg-Ansbach
Lucas Cranach d. Ältere
im Herzog Anton Ulrich-Museum

   Ob Nicolay, seine Söhne und Enkel dieses Lied "dahinten" in Groß Rosinsko schon gesungen haben?
   Ihre Kirche in Groß Rosinsko war in katholischer Zeit eine der Heiligen Anna geweihte Wallfahrtskirche. Zu Christi Verklärung am 6. August kamen alljährlich von weither die Gläubigen, um am Altar dieser Kirche zu beten und zu opfern.
   Sie war eine strohgedeckte Holzkirche, und wurde - nach verschiedenen Deutungen - 1430 oder 1583 - 1583 jedenfalls der Turm - erbaut. 1564 war Pfarrer Stanislaus Zabielski der lutherische Geistliche. Nicolay war im Jahr 1525 ja sicher noch katholisch, seine Söhne aber seit 1525 - zumindest nach Albrechts Wunsch und Willen - lutherisch.

   Die Söhne und Enkel der dritten - und vierten ? - Generation der Guttowsker.

   Aus dem
"Register* der geseßenenn Wirth von Freyen, Bawren,gertnern vndt Instleuten 1540"
von Johannisburg lässt sich erkennen,

*angelegt eigentlich nur, um die "Türkensteuer" von jedermann kassieren zu können,
weshalb sich nun die Familienforscher glücklich schätzen, wegen deren Einmaligkeitund Vollständigkeit

dass  sich die Marcin, Jann, Pavel und Bartek wie die Karnickel vermehrt haben müssen.

Marcin/Martzin                                ist ins benachbarte Dorf Rolken abgewandert,
Pavel/Pauel *                                     scheint in Gutten J geblieben zu sein,
Jann/JHann und Bartek/Barteck      bleiben in Gutten R

*k ö n n t e  der Pauell Gutt Landtkemmerer Im Johanßburgschen sein

In Gutten J, dem Stammdorf des Nicolay sind es im Jahr 1540 "vonn gefreyhen" (Wirten) neben dem "Pauel Guth" auf einmal 9 - i.W. neun - "vonn Guttenn/Guthenn" und ein "gertnner" namens "Hanneff von Gutenn.

In Gutten R, finden sich vonn Freihen:

Jhann und Bartheck vhonn Guthenn,
     dann aber
Mirulay vhonn Guthenn - vierte Generation?

sowie 11 "Gertner", besitzlose Söhne "vhonn Guthenn" der vierten Generation:

   Piotr,    Mirulay,    Daefus,    Michal,    Voiteheck,    Jarup,    Sczoppan,    Phillipus,
noch ein Piotr,    Thoroyann  und  ein    Kouhal.

   Vor allen Dingen wollen, eigentlich müssen die Amtsleute von Albrecht von Preußen wissen, wieviel Besitz ihre Einsassen haben, um sie danach besteuern zu können.

Demnach:

Miculay hatt ? Ochsenn yy
Pf… y Strenntzen y halfe von
2 Jharen y werrken y Kelber
vom Jhare y Schweine y phaff
……… macht ann geld - - - - - 225 s

die Gertnner - nächstes Bild - haben viel weniger

Folgendes Bild 00018  aus - Ostpr. Fol. 911 a Nr. 12 Heft IV S. 116 rs
Bewilligung d. Anlage über das Gebiet Johanspurg nach der laut der gehaldenen tagefarrt vber das gantze Herzogthum Pr. 1540

Ostpr. Fol. 911 a Nr. 12 Heft V.
Register der geseßenenn Wirth von Freyen, Bawren, gertnern vundt Instleuten 1540

"Register", mit Tauf- und Beinamen
Freyhe/Freie, Wirte, Besitzer

Das Dorf Gütten entspricht (hier) Gutten R im Kirchspiel Rosisnko
(ich nehme an !, dass "vhonn" adelige Herkunft bedeutet)

 


Gutten

Nicolay
Stammvater in Gutten J

 

JHann
2. Generation 1540

 

Pauell Gutt Landtkemmerer Im Johanßburgschen
2. od. 3. Generation
*~1510  † nach 1595 =
3 Briefe v. 1592, 1595
XX - EM 57b Nr. 65

 

4. Generation ???

 


5. Generation
1619–1640 unter Kurfürst Georg Wilhelm (Brandenb.)

soll "Churfürstl.Bedienter "13 Huben … auch ao 1635 … aller Gleichheit gemacht diese H vor dem Tartarische Einfall 1656 hat
Saraphin Guttowskj
*nach 1550-1590 Gutten - †vor 1656
ein Land Cemmer besessen Andres G. geerbet 

1640–1688 Friedrich Wilhelm (Brandenburg), der Große Kurfürst
6. Generation 1640-1720 ?

Andres Guttowskj
XX EM 57d 151
Briefe v.1697-99

1688–1701 Kurfürst Friedrich I. (Preußen)

Gutten

 

 

Barteck
2. Generation 1540

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

mittlere u. kleine Guttowsker  *um 1621

 

 

Michel Gutt,
entf. Sohn Jacob 10 J
hat den Gärtner
Michel Wytrzeß
entf. Sohn Jan 11 J

 

Jan Gutt
entf. Sohn Jan 8 J, Schwester Tochter 15 J.

 

 

Macej Guttowskj
*zw. 1654 u. 1664
1690 Huldigung

 

Diebowen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Jacob Gutowski
um 1589  in Diebowen
EM 57, Bündel 1030
1598 in Diebowen
v. d. "Czwallina " 14 Huben eigentümlich übernimmt.

 

Seel. Paul Gutt, gewesenen Rosinsch Land Cämer"
*um 1590 † 1656

 

 

Pawel Guttowsky
*um 1631 - †29.04.1696

 

Pan Pawel Guttowsky nobilis *1647 - †19.07.1711

Kibissen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Paul Gutt *um 1631

 

Adam Guttowsky



 

Jann Guttowsky
et Kath

 

 

 

Simon Guttowskj
et Mater Lehna

Michal Guttowsky
*18.07.1710

 

Ort, Kibisy/Kibissen,  Datum, am 4. Advent, den  21. Decembr 1704

dann die Personen, die Fakten des Forscherglücks, dann die "story"

Ort, bzw. die Orte

   Gutten im Rosinschen / heute Guty Rożyńskie - da unten am See Borowe - ist der Stammsitz der 2. Generation der Guttowsker: der "Marcin, Jann, Pavel und Bartek des Nicolaien nachgelaßene Söhne".

   "41 Hub sind denen Einwohnern dieses Dorfs ao 1484 vom Erasmo von Reitzenstein ……… verschrieben, Weil sie in der Erde im Kriege* gantz verdorben; durch "Marggraf Albrecht den altern ao 1538, den 26 february erneuert." …………………

   "Von vorstehenden 41 Huben haben die Guttowsker Erben** 13 Huben, davon sie kein Pflug Getreÿdigt geben auch kein Scharwerk leisten  ………"
 

*1519/21 Sogenannter Reiterkrieg gegen Polen. Erfolglos. begonnen von Albrecht, geführt im Ermland. Aber: Polen dringen auch in Masuren ein und setzen sich auch in Johannisburg fest.

**"Guttowsker Erbe" von 1656 ist - s. i. Briefwechsel von 1697 bis 1703 - Andres Guttowsky

   Nördlich, oben am Dybower See, "hat »nachmals« (wann *) in einem Bericht vom Jahre 1700 »Jacob Gutowski, des Amtshauptmanns Vater**, 14 Hufen gehabt".

*Da taucht 1598 Jacob Gutowski in Diebowen - und sich auch Kibissen) -auf,
**nach ihm der "Seel. Paul Gutt, gewesene Rosinsch Land Cämer",
mit seinen beiden ungleichen Söhnen, Paul/Pan Pawel Guttowsky nobilis u. Jacob Guttowskj

    Nach dem Bericht von 1663 über die 1656 von den Tataren Entführten aus "Kibißenn" sind dort "Seel. Paul  G u t t e n  Unterthanen" und von Paul G u t t , sein Weib Anna von 25 J. entführt worden.

   Daraus kann man schließen, dass seit Jacob Gutowski's Zeiten - um 1598 - Teile des Besitzes von "Guttowskern" besetzt waren.

   Die Hufen-/Huben-Einteilungen, jeweils hinter den Häusern eines Straßen-dorfes beginnend, kann man an diesem Bild zumindest noch in Dybowen erkennen; die Grenzen zu den Kibißer Hufen/Huben - oberhalb und unterhalb des von Westen nach Osten verlaufenden Weges nach Kibisy (rechts außen) sind inzwischen verwischt.

nördlicher Ortseingang von Dybowo

und da geht's auf holprigem Weg nach Kibisy

   Kibissen / Kibisy und auf google-maps liegt wenig östlich von Diebowen - heute Dybowo - entfernt. Dahinten am Waldrand liegen heute vielleicht ein oder zwei Häuser: kleine leicht zu übersehende Punkte im Bild oben. Von Dybowo führt nach Osten ein kurzer Feldweg rüber, auf normaler Straße 7 km ansonsten von Gutten zu Fuß viel kürzer, 1 Stunde 54 Minuten, auf einem Feldweg zu erreichen.

Der Name Kibissen kommt von einem Schulzen Marczin Kibisch; außerdem wohnte hier 1540 Stanko Kibisch, von dem sicherlich der neue Name der Siedlung abgeleitet wurde, die vordem (1540-1541) auch Borcken geheißen hatte

   Für maps-Google ist Kibisy viel zu klein, sind die 2 Gehöfte viel zu unwichtig, der Fahrweg zu schlecht, um dies Stückchen Erde aller Welt im Bild zu präsentieren.

Kibissen 1945   <->   Kibisy 2016

57 Einwohner 1939 <-> 2016 ?? Einwohner

   Für eine spannende, aufschlussreiche, masurische Geschichte über acht Guttowsker
und deren Art und Weise, die Katastrophen in allerschwerster Zeit
vor und nach dem Jahr 1697 zu bewältigen, ist Kibissen/Kibisy aber wie geschaffen. 


Die Guttowsker in Kibissen

Die Zeit der Regenten in Preußen
und damait auch in Masuren und dem Amt Johannisburg

 

In Königsberg residierten
1525–1568 Albrecht (Preußen)
1568–1573 Albrecht Friedrich (Preußen)
Zeitweise in Königsberg residierten
1577–1603 Markgraf Georg Friedrich I. (Brandenburg-Ansbach-Kulmbach), Administrator
1603–1608 Kurfürst Joachim Friedrich (Brandenburg), Regent
1608–1619 Kurfürst Johann Sigismund (Brandenburg), Mitregent
1619–1640 Kurfürst Georg Wilhelm (Brandenburg)[5]
1640–1688 Friedrich Wilhelm (Brandenburg), der Große Kurfürst
1688–1701 Kurfürst Friedrich I. (Preußen)

   Das Königreich Preußen entstand aus den brandenburgisch-preußischen Gebieten,
nachdem sich Kurfürst
Friedrich III. von Brandenburg im Jahr 1701 zum König Friedrich I. gekrönt hatte.
Durch diesen Vorgang wurde das von Friedrich beherrschte,
aber im Gegensatz zu Brandenburg nicht zum
Heiligen Römischen Reich gehörende Herzogtum Preußen
zum Königreich erhoben.

Der Name dieses Königreichs Preußen im engeren Sinne wurde in der Folgezeit zunehmend auf die Gesamtheit der Gebiete angewandt, die von den preußischen Königen beherrscht wurden,
während das ursprüngliche Königreich nun
Ostpreußen genannt wurde.

   Das Jahr 1704 ist das dritte Jahr der Regentschaft von König Friedrich I. von Preußen - 1701 bis 1713 - vorher  "Kurfürst Friedrich III" genannt - "der schiefe Fritz".

m.a.W. die Steuern sind gestiegen und werden weiter steigen.

Im Hauptamt Johannisburg sitzt der Amtshauptmann Fink von Finkensein

Kibißen, am 4. Advent, den 21. Decembr 1704 Baptismus

Pfarrer in Groß Rosinsko ist seit 1682 Simon Meinicke †01.04.1719

seine Frau Regina Simona Meinicke, eine Tochter Catha-Barbara Simona filia z Rosinska

Da tauft er ein Mädchen Sophia

Den Vater und seine Familie werden wir jetzt kenenlernen

Handelnde Personen Nr. 1

in Kibissen im Jahr der Herrn 1704

Simon Guttowskj et Mater Lehna  z Kybißow

haben einen Sohn Michał / Michel, *am 18. September 1701

und nicht nur ein Problem.

Das Problem ist aber nicht der Sohn Michel

   Simann/Simon Guttowskÿ ist in Kibissen ein "Freÿer", ein Wirth = Landwirt, also Besitzer, Zins- und Scharwerks-Pflichtiger gegenüber Friedrich I., vertreten durch das Amt Johannisburg.

   Simon ist der erstgenannte Besitzer von  "Kibissen" in der der Beschreibung der Dörfer und Güter von 1698,

der 8 plus 2 = 10 Huben/Hufen in Kibißen

neben
2. Pawel Karash, 3. Wöytek Maczkoic,  4. Michael Dobcigk, 
5. Marczin (Michalcigk)  6. Jendrzeÿ  u.  7. Jann Michalcigk
sowie 8. Matteus Laduga.

Quelle: GSTA PK XX HA Ostpr.Folio Nr. 418 Beschreibung Dörfer Güter Sozinianium d.Urkunden (2 Bde.) 1698

Die Namen nennen den Besitzer, den "Wirth", der dann schließlich steuerpflichtig ist.
Die Familien-Angehörigen, eventuelle mitbewohnende Verwandte werden nie erwähnt.
Die Größe des bäuerlichen Besitzes geht daraus noch nicht hervor,
das holen die Hufenschoß-Protokolle von 1718 nach. - s. weiter unten

   Im Jahr 1718, 20 Jahre später - sind es - auf den Namen seines Sohns Michel Guttowskj, *1697, - 2 Huben/Hufen

neben den Söhnen anderer "Freyen": Adam Karrasch 2 H, 15 M - Mathes Michalcik 1 H -
Woitek Matzkowitz 2 H, 15 M  -  Marcin Michalcik 1 H -
Paul Ciszo -, 1 M, 225 R - Jan Laduga, so in Gr. Rosinsko wohnet -, 13 M, 75 R -
und 1 H, 28 M Übermaas (Brache)

Das Wort Hufe bezeichnet ein landwirthschaftliches Gut, welches mit einem Pfluge bestellt werden kann
und demnach der Arbeitskraft
einer Familie entspricht“ und diese ernährte.
Die korrelative Fläche wurde vom Anfang des 9. bis ins 19. Jahrhundert hinein meist auf rund 30 
Morgen veranschlagt.

    Simon Guttowskj ist also reich an Landbesitz aber auch überreich an Arbeit. Da stellen sich drei Fragen:
1. wie kann der Besitzer die Abgaben und Steuern aufbringen?
2. wie bewältigt er diese Arbeit? - und

3. von wem hat er diesen Besitz "ererbet"?

Zur Frage 1. muss man die politischen Verhältnisse vor und nach dem Jahr 1707 betrachten.

   Am 14. Juli 1688 schreibt Kurfürst Friedrich III - "der schiefe Fritz" - an alle preußischen Ämter - so auch an das Amt Johannisburg:

   " ………… Es sei sein Trachten, das Herzogtum Preußen, wo er das Licht der Welt erblickt und das er darum als sein Vaterland betrachte, in den früheren blühenden Zustand zu bringen. ………"

   Gut gesagt, sein Vater, Friedrich Wilhelm von Brandenburg, »der Große Kurfürst«, war ja durch seine verfehlte Bündnispolitik mit Schweden verantwortlich für die verlorene dreitägigen Schlacht bei Warschau - 28. bis 30.Juli 1656. Deshalb haben die Polen ihre Verbündeten, die Tataren, für die schmutzige Arbeit der Rache nach Preußen geschickt, die dann mit ihrem Einfall im Oktober 1656 überall, in Masuren und auch in Kibissen im Rosinschen wirklich "ganze Arbeit" machten.

   Der Einfall der Tataren in das damalige Herzogtum Preußen, die spätere Provinz Ostpreußen, geschah im Oktober 1656 (in der Amtszeit des Hauptmanns von Johannisburg, Dietrich von Lesgewang, während des schwedisch-Polnischen Krieges; die Tataren waren polnische Hilfstruppen.
Die Einfälle erfolgten, weil der Kurfürst, obwohl …… Lehnsmann der Krone Polens, in dem schwedisch-Polnischen Konflikt zunächst  auf der - anfänglich sehr erfolgreichen - Seite Schwedens stand.
Es handelt sich danach gewissermaßen um Strafexpeditionen, und sie waren unmenschlich hart und grausam.
Der Einfall kam aus dem Lyckischen
Im Jahr 1657 fielen die Tataren abermals ein. Dazu traten in den folgenden Jahren Seuchen bei Mensch und Vieh auf, so dass Hungersnöte die Folgen waren. Das Land brauchte Jahrzehnte, um sich von den Schrecken des Tatareneinfalls zu erholnem, und wurde dann, kaum erholt, im Jahre 1709 von der großen Pest erneut aufs schwerste getroffen.

   Was diese "ganze Arbeit" in Sachen Entführungen betrifft, sieht man hier für Kibissen:

Quelle: GStA PK, XX EM 111 k Nr. 110
Es enthält im Juni 1663 auf Befehl des Großen Kurfürsten naufgestellte Verzeichnisse der Personen, die im Oktober 1656 bei dem Einfall der Tataren in das südliche Ostpreußen aus den Ämtern Johannisburg und Rhein verschleppt worden sind.
Der Einfall der Tataren in das damalige Herzogtum Preußen , die spätere Provinz Ostpreußen, geschah im Oktober 1656 während des schwedisch-polnischen Krieges; die Tataren waren polnische Hilfstruppen.
Die Einfälle erfolgten, weil der Kurfürst, obwohl hinsichtlich Preußens ein Lehnsmann der Krone Polens,
in dem schwedisch-Polnischen Konflikt zunächst der - anfängölci sehr erfolgreichen - Seite Schwedens stand.
Es handelte sich danach gewissermaßen um Strafexpeditiuonen, und sie waren unmenschlich hart und grausam.
In dem ersten Bericht des Hauptmanns von Johannisburg, Dietrich von Lesgewang, vom 15 Oktober 1656 heißt es:

   Seit wann in Kibisy/Kibissen auch Guttowsker ansässig sind, ist nicht exakt auszumachen:

   Paul  G u t t  also jedenfalls. Dass "Seel. Paul  G u t t e n"  aus Diebowen für offensichtlichen Besitz auch Unterthanen hat, geht aus obiger Liste der Entführten hervor.

Zitat: "2 Huben 2 Mo sollen anno 1585 fom Hanns Schwaben aller pflichte freÿ erkauft sein,
darüber eine Verschreibung nur im Haußbuch vorhanden ……
"

GSTA PK XX HA Ostpr.Folio Nr. 418 Beschreibung Dörfer Güter Sozinianium d.Urkunden (2 Bde.) 1698 - S.33 RS

Jacob Gutowski, der Vater von "Seel. Paul Gutten" aus Diebowen, hatte demnach auch in Kibissen Besitz

   Welche Einsassen aber im Oktober 1656 - von insgesamt 2.177 im Amt Johannisburg - aus Kibssen von den Tataren entführt wurden, darüber gibt es amtliche Nachricht
- sieben Jahre später - aus dem Jahr 1663. Das lässt auf eine ursprünglich größere Einwohnerzahl von mindestens neun Haushalten schließen; betroffen von diesem Aderlass sind sicher sämtliche Familien:

   Die Jacubczigk, Michalczigk, Laduga, Kibiß - ein Nachfahre dessen, der dem Ort den Namen gegeben hat -, Minodunek; eben auch ein Paul Gutt und des "seel. Paul Gutten  Land Cämmerers" aus Dybowen Unterthan, Jan Iwanczigk. 

   Von diesen 8 Familien sind 26 Personen, -
4 gestandene Männer, 3 Ehefrauen, 25 bis 30 Jahre alt
zum "Spaß" für die Soldateska, zur "viehischen Unzucht" beschreibt eine alte Angerburger Chronik, 
fast die gesamte Jugend,
7 Söhne, 12 Mädchen - zum Verkauf an reiche Türken an die Krim entführt worden, 

   5 Männer blieben verschont - wohl weil sie für die Tartaren "unbrauchbar", zu lästig waren -
der Matthes Michalczigk, der Piotr Laduga, der Woytek Maschkoys, Paul Gutt und Jan Kibiß

und 6 Frauen - wenn sie nicht sowieso geschändet und dann "nur" erschlagen wurden.

   Die Häuser, Ställe und Scheunen wurden angesteckt, das Vieh als Beute mitgeführt.

   Überlebende im Jahr 1690 werden in den Listen der Huldigungsreisenden benannt, Zum Beispiel der - nahe Verwandte - Maciej Guttowsky aus Gutten.

   Von dieser Katastrophe sind ja alle Dörfer betroffen. Je kleiner der Ort war, desto schwieriger und langwieriger dürfte der Wiederbeginn gewesen sein. Kibissen hat sich offensichtlich bis heute nicht ganz von diesem Aderlaß erholt.

Und 
fast 300 Jahre später - 1945 - wiederholt sich das ganze Drama - nur mit anderen Vorzeichen.

   Das zeitliche, geographische und religionsgeschichtlich Umfeld zu diesen Ereignissen.

   Masuren war weitgehend vom Dreißigjährigen Krieg 1618 bis 1648 verschont geblieben.

Um 1643 beendete Gerhardt seine Studien und ging nach Berlin. Die dortige Bevölkerung war durch den Krieg sowie durch Pest, Pocken und die Bakterienruhr um mehr als die Hälfte reduziert (von 12.000 vor dem Krieg auf 5.000 bei Kriegsende). In Berlin fand Gerhardt bei der Familie des Kammergerichtsrats Andreas Berthold eine Anstellung als Hauslehrer. Anlässlich der Hochzeit einer Tochter seines Wirts verfasste Gerhardt ein weiteres Gedicht, eine Ode.

Die Kriegserlebnisse verarbeitete Gerhardt nun in weiteren Liedtexten, in die er auch theologische Themen einfließen ließ. Damit gab er den Zeitgenossen neuen Mut und neue Hoffnung. Seinen seelsorgerisch-geistlichen Beitrag leistete Gerhardt vor allem an der Berliner Nikolaikirche, wo er 1657 bis 1667 als Pfarrer tätig war. Dort wirkte seit 1622 Johann Crüger als Kantor, der 1640 erstmals das Gesangbuch Praxis Pietatis Melica – Das ist Übung der Gottseligkeit in christlichen und trostreichen Gesängen herausgegeben hatte. Zwischen ihm und Gerhardt entstand eine langjährige freundschaftliche Zusammenarbeit. Als Crüger 1647 sein Gesangbuch erneut auflegte, steuerte Gerhardt bereits 18 Lieder bei. Bis zur 5. Auflage 1653 erhöhte sich ihre Zahl auf 82. Auch mit dem Propst der Kirche, Petrus Vehr, war Gerhardt befreundet.

Im Mai 1657 wurde Gerhardt mitgeteilt, dass er zum zweiten Diakon an der Berliner Nikolaikirche gewählt worden war. Nachdem er am 4. Juni der Wahl zugestimmt hatte, nahm er am 22. Juli mit der Taufe eines Kindes seine erste Amtshandlung vor. Mit seiner Frau bewohnte er in dieser Zeit eine Wohnung in der Stralauer Straße 38.

Der brandenburgische Kurfürst Johann Sigismund war 1613 vom lutherischen zum reformierten calvinistischen Bekenntnis übergetreten und erhob dieses zur Hof- und Beamtenreligion. In der Confessio Sigismundi gestattete er indes seinen Landeskindern, diesen Übertritt nicht nachzuvollziehen, und begründete damit eine Ausnahme von der damals üblichen Praxis nach der Formel cuius regio eius religio. Dennoch kam es immer wieder zu konfessionellen Spannungen, in deren Folge der Kurfürst Friedrich Wilhelm 1662 seinen Untertanen verbot, an der Universität Wittenberg zu studieren. Gleichzeitig berief er das Berliner Religionsgespräch ein, an dem auch Gerhardt als lutherischer Vertreter teilnahm. Es wurde nach 17 Sitzungen im Juni 1663 ergebnislos abgebrochen.

Im Land des Kurfürsten regte sich der Unmut der lutherischen Theologen, deren Zentrum Berlin war. So war auch Gerhardt an den Auseinandersetzungen beteiligt und vertrat vehement den lutherischen Standpunkt, um dem Synkretismus keinen Vorschub zu leisten. Die starre Haltung der Lutheraner kam der Politik des Kurfürsten nicht gelegen. Er sah darin eine Gefährdung des Friedens und verordnete daher am 16. September 1664 ein Toleranzedikt. Die Verordnungen der reformierten Lehre waren für den lutherischen Standpunkt nicht vertretbar, bedeuteten sie doch die Anerkennung einer vermeintlich ketzerischen Religion und damit die Abkehr vom unverfälschten Glauben. Dennoch forderte der Kurfürst die Lutheraner auf, das Toleranzedikt mit ihrer Unterschrift anzuerkennen. Alle, die sich weigerten, wurden vom Kurfürsten entlassen.

Am 31. Januar 1666 sollte auch Gerhardt seine Unterschrift leisten. Wie viele andere verweigerte er sie und wurde daraufhin am 13. Februar als Pfarrer entlassen. Die Berliner Bürger und Gewerke waren mit der Amtsenthebung Gerhardts nicht einverstanden und forderten in mehreren Eingaben seine Wiedereinsetzung unter Befreiung der Unterschriftsleistung. Der Berliner Magistrat wandte sich daher an den Kurfürsten, der dieses Ansinnen zunächst ablehnte. Da sich Gerhardt mit seinen geistlichen Liedern auch außerhalb Berlins Ansehen erworben hatte, intervenierten auch die märkischen Landstände gegen Gerhardts Entlassung. Der Kurfürst setzte Gerhardt am 12. Januar 1667 wieder in sein Amt ein. Der jedoch verzichtete aus Glaubens- und Gewissensgründen nun darauf. Konsequenterweise verfügte der Kurfürst am 4. Februar 1667 die endgültige Entlassung Gerhardts, der nun ohne Einkommen war.

 
Denkmal vor der Paul-Gerhardt-Kirche in Lübben

Bereits 1666 hatte er begonnen, kleine Hefte anzulegen, die bis zum Jahr 1667 gedruckt wurden und jeweils 12 Arbeiten von Gerhardt enthielten. Diese wurden in den 1667 erschienenen Geistlichen Andachten als erste Gesamtausgabe seiner Liedertexte zusammengefasst. Herausgeber war Johann Georg Ebeling, der als neuer Kantor an der Nikolaikirche der Nachfolger Johann Crügers war. Die Ausgabe wurde in Berlin und Frankfurt (Oder) gedruckt. Sie enthält 10 Dutzend, also 120 Lieder von Gerhardt, darunter 26 Neuerscheinungen. In jene Zeit fiel auch der Tod seiner Frau Anna Maria, die am 5. März starb.

Zur Frage
2. wie bewältigt Simon Guttowskj diese Arbeit? - und
3. von wem hat er diesen Besitz "ererbet"?

könnte sowohl
a) ein noch genauerer - aber auch spekulativer - Blick auf die Liste der im Jahr 1656 durch die Tataren Entführten als auch
b) ein Blick in das Kirchenbuch Groß-Rosinsko Antwort geben:

Quelle: APG NF Bd 13 Jg 1982 Tataren im Amt Johannisburg

AS 0769 1693 – 1731  Groß Rosinsko (ev.): Taufen
Deutsche Zentralstelle für Genealogie

    "Paul  G u t t entf. sein Weib Anna von 25. J." besagt zweierlei:
Paul Gutt hat
a) überlebt - und müsste
b) 1656 ./. ca. 25 J. = *1631 geboren sein,  1704 also etwas 70 Jahre alt sein, wenn er nicht vorher gestorben ist - aber s.u. †29.04.1696.

 

   Ende des 17./Anfang des 18. Jahrhunderts, da die Kuckucks-Ei-Story ihren Anfang nimmt, finde ich in den Kirchenbuch-Einträgen in Kibissen folgende Guttowsker:

08.08.1689 *Anna, Parentes Adam Guttowskÿ et Mater Kath: z Kybißow,
  Confratres Jann Guttowskÿ  z Kybißow

29.04.1696 Sep. Pawel Guttowsky z Guttow pochowon w kościół (Rosinke)

13.09.1699  *Michal, Parentes Simon Guttowskj et Mater Lehna z Kybißow
   Conpatres Macej Guttowsky z Guttow, Pawel Karas, z Kybißow, Jacob Koby

d 17 Julij Baptismus 1712
Parenter Simon Guttowsky et Mater Lehna z Kybiß
Infans =//= Anna (meine 5xUrgroßmutter)
Conpatres Woyceck-Woycieck Babka (Großmutter)
et Catha Michala Guttowskiego z Kybißow,
Simon Maletij z Rosinska, Maria Synkoß z Marchefk

Daraus ließe sich re-"konstruieren":

1. Paul/Pawel Guttowskÿ, *ca. 1631 in Kibißen - †29.04.1696 in Gutten ist 65 Jahre alt geworden und  k ö n n t e  zuletzt in Gutten bei Gutter Verwandten
…… Macej Guttowsky oder dem seit 1656 leerstehenden Gehöft der "großen Guttowsker", dem Erben Andres Guttowskj, …… gelebt haben.

2. Die Tochter Maria des Jan Guttowsky hat am 20.10.1693 geheiratet,
    1693 ./. 20 Jahre = *1673 ./. 20 Jahre - danach  k ö n n t e  die vermutliche Geburt ihres Vaters Jan Guttowsky *1653 gewesen sein.
Jan Guttowsky ist  k ö n n t e  - als er 3 Jahre alt war - Überlebender des Tartarischen Einfalls - und Sohn des 1696 verstorbenen Paul/Pawel Guttowskÿ und seiner entführten Frau Anna  sein.

3. Die - letzte ? - Tochter Anna der Adam Guttowskÿ und Frau Kath(arina) ist 1689 geboren,
   1689 ./. 25 = Adam Guttowskÿ *1664  k ö n n t e,  8 Jahre nach dem Tatarischen Einfall geboren sein und der jüngere Bruder des Jan Guttowsky sein, der nach 1656 eine 2. Frau gehabt haben  m ü s s t e .

4. Simon Guttowski's erster Sohn, Michel, ist 1701 geboren ./. ca. 20 Jahre = *1681.
Simon Guttowsky  k ö n n t e  Sohn des Adam Guttowsky und seiner "jungen" Frau Kath. sein.

5. bei der Taufe, 1712 d 17 Julij Baptismus, der Parenter Simon Guttowsky et Mater Lehna z Kybiß Infans =//= Anna (meiner 5xUrgroßmutter) sind unter den Conpatres u.a. Woyceck-Woycieck Babka (Großmutter?)

- Großmutter des Woyceck G. aus Gutten, Mutter des  Maciej Guttowsky aus Gutten ? -

et Catha Michala Guttowskiego z Kybißow,  Simon Maletij z Rosinska, u.a.

Catha Michala G. könnte die Frau oder die Tochter eines Michal G sein:
1712 ist der Sohn Michal/Michel der Simon et Lehna erst 11 Jahre alt; entfällt also
es muss also noch ein weiteren Michal/Michel Guttowsky vor 1690 in Kybissen gegeben haben

Simon Maletij z Rosinska, "Lehrer", und Familie ist ein bei den Gutowski u.a. oft als Pate genannter

6. Im September 1707 und im Pestjahr 1711
haben die Parentes Simon Guttowsky et Mater Lehna z Kybiß zwei Totgeburten zu beklagen
.

Adam Guttowskj und seine Frau Kath.,
Jann Guttowskj, seine Frau Kath. sowie seine beiden Töchter Maria und Sophia
erscheinen öfters als vielgefragte Paten im KB.

"JP Krs Maria Jan Guttowskiego rodse" filia oo heiratet am 20.10.1693
einen *Jan Jacubczik z Dybowa

*dessen Vater (?) "Woytek Jacubczigk, entf. von (?) J. nebst seinem Sohn Michal, 7 J.
und seinen Töchtern Anna, 5 J. und Sophia, 5 J."
wurde 1656 aus Kibißen entführt

"JP ucs dziewica Sophia Jana Guttowskiego"
heiratet am 22.01.1697 den Mlodziez/Jüngling Jan Laduga* z Rosinska* - s.o.
*ist Pate bei der Taufe "meines" Woicech am 24.02.1697
Jan Laduga ist Sohn des 1656 in Kibißen entführten Piotr Laduga

am 25.04.1700 taucht noch ein Woitek (Woycieck-) Guttowsky z Kibißow als Pate auf.
Dieser muss vor 1690 geboren sein - Eltern  k ö n n t e  man sich aussuchen

   Jan Guttowsky u. Adam Guttowskj tauchen später nicht mehr im KB auf.

 

   Ich gehe davon aus, dass sie wohl alle, 4 + 3 + 3 Personen,
"Onkel" des Simon u. Vater Jann mit Frau Kath. und Töchtern Maria und Sophia,
sowie "Onkel" Adam Guttowskÿ und Frau Kath. mit Kind Anna
zusammen im Gehöft des jungen Simon und seiner Frau Lehna gelebt - und -
- soweit möglich - gearbeitet und gewirtschaftet haben.

   Vor dem Tod von "Großvater" Pawel Guttowsky z. Guttow am 29.04.1696
k ö n n t e n  Jan und Adam Guttowsky auf eine direkte Erbfolge verzichtet haben, sodass Simon Guttowsky 1690 "amtlich" als "Freÿer", Besitzer, Wirth, und Steuerpflichtiger gegenüber König Friedrich I., vertreten durch das Amt Johannisburg - s.o. - genannt wird.

   Wie aber steht es mit dem Verwandtschaftsverhältnis zu den Gutter Guttowskern?

a)   Die Kibißer Guttowsker leben direkt neben Diebowen.
b)   Sie  k ö n n t e n  zu den "Seel Paul Gutten Unterthanen" gehört haben.
c)   1596 taucht Jacob Gutowski in Diebowen auf.
      Dessen Sohn  i s t ? der "Seel. Paul Gutten gewesener Land Cämer".
d)   Paul/Pawel Guttowskÿ, *ca. 1631,  k ö n n t e   ebenfalls Sohn des Jacob
      und jüngerer Bruder des "Seel. Paul Gutten ……" sein.
e)   Sie  k ö n n t e n  auch direkte Nachkommen des Jacob Gutowski sein.

Ein Indiz dazu ist, dass ein Enkel des "Seel. Paul Gutten gewesener Land Cämers",
Sohn des Pan Pawel Guttowsky, Cristian Gutowsky,
vor 1763 den Besitz der Kibisser Simon Guttowsky, danach 1718 Michel Guttowsky, in Besitz hat
- Dybower Besitz also.

 

Genug spekuliert?

Abwarten!
Vor 1690 gibt es keine Kirchenbücher wohl aber Archivalien im Geheimen Staats-Archiv Preußischer Kulturbesitz - GStA PK - in Berlin-Dahlem.

Der junge Simon* Guttowskj - mit seiner Frau Lehna -
hat ein weiteres großes Problem.

   Normalerweise hätte der Simon Guttowskj, mit seinem 2 Hufen großen Erbe*, zusammen mit seinem Vater Adam und ein paar Gärtnern, Aushäuslern, Knechten und Mägden gerade noch bewirtschaften können. Aber was war damals "normal"? Knechte, Mägde, Gärtner gab es seit 1656 nicht mehr, alle von den Tataren sonstwohin entführt. Aushäusler schon, ein paar uralte Männer, als unbrauchbar, unverkäuflich zurückgelassen, die in die ihrem Frust in verfallenen Ställen dem Alkohol huldigten.
   Ob der Vater Adam noch richtig arbeitsfähig war und ob die Familie des Jan Guttowskj beim Simon mit anpackten, ist nicht festzustellen.

*Erbe ?: ursprünglich von Jakob Gutowski, in Diebowen, um 1585/89
dann Söhne
des "Seel. Paul Gutt, gewesenen Rosinsch Land Cämer"
*um 1600 - † vor 1656 oder 1656 mit Teil-Besitz in Kibissen
eher schon von Großvater Paul

   Großvater Paul - *um 1631 - hat sich - ohne entführte Frau Anna von 25. J. - bei Großziehen seines Sohnes Adam - *vor 1656 - nach dem Tatareneinfall und beim jahrzehntelangen mühseligem Wiederaufbau von Kibissen wirlich zu Tode geschafft.

   Was musste nach den Entführungen des halben Dorfes, einer ganzen Generation junger Frauen und Männer, dem Morden und Brennen, den Zerstörungen, Abschlachten allen Vieh's  als Vordringlichstes gemacht werden?

   Pferde, Kühe, Ochsen, Schafe, Ziegen, Schweine, langsam anschaffen - von welchen Mitteln? -
anderes Kleinvieh züchten, groß ziehen, damit man etwas zu essen hat
- und/oder ? - Ställe für sie bauen,
anfangs ohne Ochsen (= Traktor!) den Acker bestellen - und - ebenso ernten,
Heu mähen, wenden, ernten - und/oder ? - Scheunen bauen,
im Wald Bau- und Brennholz schlagen - und - ein Wohnhaus mit Tisch, Bett und Herd wieder errichten?

   Und das alles in den kalten schneereichen Wintern ohne richtiges Dach überm Kopf. Da muss man ja krank und hinfällig werden.

   Großvater Paul haben sie nach Gutten zu Verwandten gegeben; der ist vor 11 Jahren, 1696, in Gutten gestorben. Onkel Adam ist auch krank und hinfällig.

   Nun, im September 1701, ist sein Weib Lehna* hochschwanger. Wird es ein kräftiger Junge, dauert es immer noch ein paar Jahre, bis er hier wirklich eine Hilfe wird. Den Winter werden sie schon irgendwie überleben.

   "Wie soll das nur weitergehen?"

   Und dann hat nicht nur Simon weitere Probleme.

   Großvater, Paul Gutt, - * 1631 ? - war damals ca. 35 Jahre alt. Er bleibt in den brandgeschatzten, verwüsteten und entvölkerten Dörfern Kibissen und Diebowen, den Wäldern - und dem in den Wintern wärmenden Alkohol - als einer der »alten Männer« zurück.

   Es gab aber auch kleine Kinder, - Pauls versteckter, kleiner Sohn ? Adam* -  vielleicht, die die Tataren nicht als Sklaven-Ware brauchen konnten.

    Wieviele der Dorfbewohner im Kirchspiel Rosinsko, überhaupt in Preußen im nachfolgenden Winter 1656/57 einfach nur verhungert und erfroren sind, darüber wollte damals keiner sprechen, darüber wurde geschwiegen - und auch das Amt in Johannisburg.

   Adam hat also überlebt, tatsächlich noch eine Frau, Kath(arina) gefunden und 1689 eine Tochter Anna bekommen.

*Adam Guttowskÿ et Mater Kath:
*08.08.1689 Anna,
- Anna eine später Erinnerung an die entführte Großmutter?

   Vom Tatarensturm 1656, dem Abbrennen ganzer Dörfer und vor allem dem Entführen einer ganzen Generation junger Frauen, Mädchen und Männer hat sich das Land sich gerade etwas zu erholen begonnen.

   Und schon wieder werden »die da oben in Königsberg«, veranlasst vom Churfürst, dann auch im Amt Johannisburg begierig nun auch "unterthänigst" Steuern und Abgaben zu erheben.

   Außerdem, heißt es von einem* der "Huldigungsreisenden", der 1690 nach Königsberg bestellt war, verfolge Sr. Churfürstl. Durchlaucht,  Friedrich, die Idee einer Rangerhöhung zum Königtum."

- wird er ja dann auch 1701 als König Friedrich I., Friedrich der Große, "der alte Fritz".

*einen
"…… derer Leute, so zur Huldigung Sr. Churfürstl. Durchlaucht nach Königsberg bestellet sindt"
werden wir in dieser Story noch kenenlernen.

   Ein erster Schritt dazu war ja die Einberufung des Landtags am 24. Mai 1690 um die Erbhuldigung entgegen zu nehmen.

   Preußische, schon gar Masurische Ämter - hier  das Amt Johannisburg - arbeiten immer bedächtig  u n d  langsam, dann aber gründlich.

   So entsteht 10 Jahre später die Beschreibung der Dörfer und Güter:
Hier nun die Aufstellung für Kibissen:

Quelle: GSTA PK XX HA Ostpr.Folio Nr. 418 Beschreibung Dörfer Güter Sozinianium d.Urkunden (2 Bde.) 1698

Die Namen nennen den Besitzer, den "Wirth", der dann schließlich steuerpflichtig ist.
Die Familien-Angehörigen, eventuelle mitbewohnende Verwandte werden nie erwähnt.
Die Größe des bäuerlichen Besitzes geht daraus noch nicht hervor,
das holen die Hufenschoß-Protokolle von 1718 nach. - s. weiter unten

Die Namen nennen den Besitzer, Wirthe, nicht alle Einwohner. Nach obenstehender Auflistung von 1690 sind es:

1. Simann/Simon Guttowskÿ   
2. Pawel Karash, 3. Wöytek Maczkoic,  4. Michael Dobcigk, 
5. Marczin (Michalcigk), 6. Jendrzeÿ  und  7. Jann Michalcigk,
8. Matteus Laduga

Ein Blick in das Kirchenbuch Groß-Rosinsko
AS 0769 1693 – 1731  Groß Rosinsko (ev.): Taufen
Deutsche Zentralstelle für Genealogie

   Anfang 1697, da diese Kuckucks-Ei-Story ihren Anfang nimmt, finde ich aus Kirchenbuch-Einträgen in Kibissen folgende Gutowsker:

08.08.1689 *Anna, Parentes Adam Guttowskÿ et Mater Kath: z Kybißow,
  Confratres Jann Guttowskÿ  z Kybißow -
Jann Guttowskj fehlt in obenstehender Liste der Besitzer, Wirthe,
            auch Adam Guttowskj und seine Frau Kath: Katharina. Sie könnten die "Altsitzer", die Eltern des jungen Simann/Simon Guttowsky sein, haben aber 1689 noch die o. gen. Tochter Anna.

   Auch fehlen im KB Jann Guttowski, seine Frau Kath. und seine Töchter Maria und Sophia:
Am 24.06.1690 und noch mehrmals wird Jan Guttowski als Taufpate/Confratres genannt
ebenso dessen Frau  25.03.1691    Kath: Jana Guttowskiego Maternka z Kybiß  †17.02.1704
und die Töchter        15.02.1693   Maria Jana Guttowskiego filia z Kybiß 
                                 23.04.1696   Sophia Jan Guttowskiego filia z Kybiß als viel gefragte Taufpatinnen

Die "JP Krs Maria Jan Guttowskiego rodse filia" heiratet am 20.10.1693 einen *Jan Jacubczik z Dybowa

am 13.12.1705 bekommen "Parenter Jan Jakubczyk alias Gulan et Mater Maria
Inf. =//= Getka ?
Conpatr. Jakob Rosenek z Cerniow (Czernien), Michal Guttowsky z Kybiß, Lehna Simona Guttowskiego Uxor z Kybiß, Maria Marcina Lachoby filia z Dybowa, Sophia Chuszchowna z Rahowa (Rakowen?)

 

*dessen Vater (?) "Woytek Jacubczigk, entf. von (?) J. nebst seinem Sohn Michal, 7 J.
und seinen Töchtern Anna, 5 J. und Sophia, 5 J." wurde 1656 aus Kibißen entführt


die JP ucs dziewica Sophia Jana Guttowskiego am 22.01.1697 den Mlodziez/Jüngling Jan Laduga* z Rosinska* - s.o.

*ist Pate bei der Taufe des Woicech am 24.02.1697

dessen Vater, Matteus Laduga, gehört somit zur weiteren Verwandtschaft.

Jan Guttowsky und Adam Guttowskj tauchen später nicht mehr im Kirchenbuch auf.

Ich gehe davon aus, dass sie wohl alle zusammen im Gehöft des jungen Simon gelebt haben.

1700-04-25 Taucht noch ein Woitek (Woycieck-) Guttowsky als Pate auf.

Michal Guttowskj 1699

   Der erste Eintrag von Simon Guttowskj et Mater Lehna stammt von 1699-09-13.

*Michal, Simon Guttowskj et Mater Lehna  z Kybißow
Conpatres Macej Guttowsky z Guttow, Pawel Karas, z kybißow, Jacob Koby


Nun ein kleiner Sprung in eine weitere Spekulation:

o. gen. Jan Guttowsky aus Kibissen
ist möglicher Initiator des ersten Rosinskoschen Kirchenbuchs zusammen mit 

Pfarrer Simon Meinike, von 1682 bis 1718 Pfarrer in Rosinsko

Dies schließe ich aus dem Anfang des fast unlesbaren Anfang der Kirchenbuches von 1693.

   Jedenfalls, wenn alle über die schlechten Zeiten jammern, soll wenigstens im Kirchenbuch beweiskräftig zu lesen sein, dass und wie es langsam mit dem Anwachsen der Bevölkerung vorangeht.

   Die große Pest von 1709 - 1711 macht dem guten Vorsatz einen großen Strich durch diese Rechnung. 

   Jan Guttowskiy - Sohn I. von Paul Gutt ? - seine Frau - Kath: Jana Guttowskiego Maternka  und seine beiden Töchter, Maria Jana Guttowskiego filia und Sophia Jan Guttowskiego filia z Kybißow sind vor dem Jahr 1700 viel gefragte Conpatres, Paten.

Adam Guttowskÿ - Sohn II. oder Enkel von Paul Gutt ? - et Mater Kath; haben - lt. Kirchenbuch ab "ANNO 1690 Post Nativitatem Jesu Christi" - nur eine Tochter, Anna, * am 08.08.1689.
Der Name Anna soll sicher die Erinnerung an die von den Tartaren verschleppte Großmutter Anna wachhalten. 

   Simon Guttowskj et Mater Lehna - Sohn III oder Enkel von Paul Gutt ? - haben einen Sohn Michal, *13.09.1699 - im Jahr 1718 als Besitzer in Kibissen aufgeführt - und eine Tochter Sophia, *21.12.1704, "Sophia das "Heck-Ei" ?

Davon aber später.

Nun ein großer Sprung zum Sohn des Simon Guttowsky
dem Kibisser Michal Guttowsky
im Generalhufenschoß von 1718

   2 Hufen zu besitzen wie unser Michel bedeutet, dass man mindestens 2 Ochsen als "Traktor" haben muss; auch dann ist die Arbeit für einen Menschen allein zu viel und zu schwer:

   die Wiesen sind zimlich guth, und kan ein Wirth auff 1. Huffe wohnend, bis 2. Einspännige fuder Heu gewinnen. Der Wald Bestehet aus Notdürftigem Bau undt Brenn Holtz, und ist die Dorfschaft nicht priviligiert in Königl. Wälern zu Holtzen.
   An Außsaath hat Michel Guttowskj: 1 Maß Weitzen, 8 Maß Roggen, 2 Maß Gerst, 4 Maß Haaber, 1/4 Maß Erbsenund 1 halbes 1/4 Einsath.

   Dem Michel Guttowskj werden wir noch begegnen, der Frau der Familie Karrasch*, dem Mlodziez / Jüngling Jan Laduga* "so in Rosinsken wohnet" auch.

*Pawla Karara Uxor z Kybiß -(Uxor=Frau des Paul Karas)
Patin am 21.12.1704 bei der Taufe der Sophia, Tochter der Simon und Lehna Guttowsky

* hat die dziewica Sophia Jana Guttowskiego am 22.01.1697 geheiratet

  Im Jahr 1718 - nach der "großen Pest" - ging es wieder ein wenig aufwärts.
Da ist "Kibissen" 12 Huben groß und "wird von folgenden Freyen Beseßen, alß ……" - s.u. - Da hat Kibissen sieben "Besitzer".

   Die Größe des Besitzes lässt sich aus der Anzahl der H(ufen), M(orgen) und W(Ruten) ablesen.

Das Wort Hufe bezeichnet ein landwirthschaftliches Gut, welches mit einem Pfluge bestellt werden kann
und demnach der Arbeitskraft
einer Familie entspricht“ und diese ernährte.
Die korrelative Fläche wurde vom Anfang des 9. bis ins 19. Jahrhundert hinein meist auf rund 30 
Morgen veranschlagt

Michel Guttowskj hat (1718) also 2 Huben/Hufen,
was der Arbeitskraft zweier Familien entspricht

Michel Guttowskj hat (1718 !) demnach 1 Pferd, 2 Ochsen, 1 Kuh, 6 Schafe und 2 Schweine.
Zwischen 1656 und  1697/1701 wird dieser Bestand erst mühselig und ganz langsam angewachsen sein.

"Einsaat" ist zu versteuernder Besitz, sagt aber noch nichts über Erntemengen aus,
gibt aber Einblick über die Ernährung damals.


Die Guttowsker nun in Gutten

  Handelnde Personen dieser Story
in Kibissen

In den engen Kreis dieser Story gehören bisher:

1.    18.09.1701 *Michal parenter Simon Guttowskj et Mater Lehna z Kybißow
       Conpatres Macej Guttowsky z Guttow, Pawel Karas, z kybiß,  Jacob Koby ……

     Michal *18.09.1701 ist der 1718 genannte Freye, Besitzer in Kibissen und seine Eltern sind der
        Vorsteher Simon Guttowskj und seine Frau Lehna.

und nun auch

2.     Mathes/Macej Guttowsky z Guttow


 Hier nun Näheres zu denen in Gutten,
dem groß gewesenen Andres

und dem kleinen Guttowsker, Mathes/Macej/Matteus

um es gleich zu sagen

auch Mathes/Macej/Matteus Guttowskj hat ein großes Problem.

welches?

Gemach, gemach, später mehr ………

   Macej Guttowsky - hier sei es schon verraten - ist der nach Königsberg Reisende im Mai 1690 zur Huldigung von Churfürst Friedrich III.

Maciej, Matteus, Mathes Guttowsky aus Gutten gehört im Jahr 1690 
zusammen mit Andreas Orlowius Land-Cemmer und Jan Lepak von Rosinsko
zu "derer Leute, so zur Huldigung Sr. Churfürstl. Durchlaucht
(Friedrich III. ab 1701 König Friedrich I.)
nach Königsberg bestellet sind".

   Die 13 Huben Besitz der "großen Guttowsker Erben" aus Gutten:
Nicolay -> Pauel -> …………………? ->Seraphin ->
   Andres, muss eben dieser junge Andres seit dem Tatarensturm 1656 für immer sausen lassen.

   Macej Guttowsky gehört zu den übrig gebliebenen "kleinen Guttowskern" in Gutten, gehört aber zu denen, "so zur Huldigung Sr. Churfürstlichen  Durchlaucht" im Jahr 1690 "nach Königberg bestellet sind."

Andres Guttowskj
   besitzt - noch ! - 13 Huben in Gutten. Er rettete sich aber nach 1656 nach Kobylin, Powiat Ełcki, zur Oma mütterlicherseits.
gibt nach 1656 als "junger Mensch" nach dem Tartarensturm, ohne Frau und Hilfskräfte auf.
   Den verwüsteten Besitz kann er allein nicht aufbauen, die 13 Huben weder bewirtschaften noch die verlangten Steuern bezahlen.
und
   wohnt dann im Lyckischen Amt in Kobilienen und kann - nach Johannisburg keine Steuern zahlen
im Schriftverkehr vom 3. Juli 1699 heißt es:
   "…… der jetzige Besitzer, alle Hube cum onere ex Privilegio nicht halten kan, und dannachero nur einen Haufen Schulden, sich häuffen werden."

bietet dem Amt Johannisburg an
   "…… davon 6 Hube aller Pflichten freÿ Ihm und auf seine beÿde Töchter verliehen, undt die übrigen 7 Huben von Ihnen davor annehmen, und als ein Caduc verkaufen laßen wollen,"

   Andres Guttowski hat den 27. 8br. 1714 - vergleichbar wie Mathes/Macej Gutowski im Jahr 1690 - in und für Kobilienen, Amt Lyck  "vermöge Königl. allergnädigsten Befehl den Erb Eyd abgelegt".
Von der Kobilienen-Verwandtschft "ist Johan Kobilinski in Königsberg gewesen und hat da geschworen"
weitere "Kobilinsker" sind 1714 Andres, Jacob, und Augustus -

Quelle SoSchr. Nr. 45 des VfFOW - S. 333
GSTA PK - XX EM 57d 151 - Seite 10 - v. 22. April 1698

  

   Wie sieht das nun zu der Zeit unserer story - genauer 1690 - amtlich aus?

   Matteus/Mathes I. Guttowski - identisch mit Maciej Guttowskÿ et Mater Dorothea - mit seinen vielen Söhnen lebt schon seit vor 1690 in Gutten,
   gehört zu "derer Leute, so zur Huldigung Sr. Churfürstl. Durchlaucht nach Königsberg bestellet sind
   und wird in der Erb-Korrespondenz des Andres nicht erwähnt, stammt also nicht aus der Linie der "großen Guttowsker", der Nicolay-Söhne Nicolay -> Pauel -> Seraphin ->

   Mathes gehört zu den "kleinen Guttowskern".

   In den Hufenschoß-Protokollen von 1718 wird der Besitz seines Sohnes, Mathes II, mit 1 Hufe, 15 Morgen aufgeführt 

*Ostpr. Folio 418 - s.u.

   und die 13 Huben 7 Morgen des Andres werden unter "Caduc", also zu Verkauf gelistet. 

   In den Hufenschoß-Protokollen von 1718 sind die 13 H., 7 M:, 150 R: immer noch zum Verkauf - Caduc - gelistet.
s.u.

   14. Mathes Guttowski muss sich wie die meisten anderen Besitzer mit 1 Hufe, 15 Morgen begnügen. Das reicht aber zum Leben.

Zitat Ostpr. Fol. 418 - S. 35/36 - von 1698:

     Noch in der Präsentations-Tabelle Drygallen 1 von 1747-1753 liegen in Gutten 17 Huben, 22 Morgen, 150 Ruten "wüst"

Maciey, Mathes, Matteus hat ein Problem !

Welches?

Gemach, gemach, ich musste es auch erst sehen und dann kapieren.

Zuerst ein allererster Blick ins Kirchenbuch von Rosinsko.

Also:
   In Gutten wird am 29. April 1696 ein Pawel Guttowsky z Guttow ehrenvoll "w kościół" begraben.
ist dieser Pawel (Paul) der Vater, des Maciey - eher nicht
-
k ö n n t e  er der in Kibissen 1656 ohne sein Weib Anna übrig gebliebene Paul Guttowsky sein
- s. o. -
der bei Maciej Unterkunft und Pflege erhalten hat ???
- oder ???

Sep.
Pawel Guttowsky z Guttow pochowon
w kościół - Kirche Rosinke

Dann ein zweiter Blick ins Kirchenbuch.

DZfG/Leizig AS 0769 1693 – 1731 Groß Rosinsko (ev.)  Enthält: Taufen.

zu Maciej / Mathes I. Guttowskÿ

Mathes I.
Maciej Guttowskÿ et Mater Dorothea
*±1656 - † nach 1713

   Maciej hat also eine Frau, Dorothea.
Beide haben ganz offensichtlich schon vor 1889/90 mindestens 6 Töchter und drei Söhne, insgesamt dann etwa 15 Kinder.

Geburten vor 1690 - Verstorbene erscheinen ja später im Kirchenbuch

Elßa - *um 1779 - i. KB 1692 05.22 Taufpatin Elßa Guttowskiego filia z Guttow
Maria - *um 1681 - oo 20.11.1705 mit Marcin Frydriszcyk aus Rogallen
Zofia - *um 1685 - noch 1715 und 1720 als Patin genannt
Catha. * 1686  - oo 04.11.1704 Adam Morars aus Gutten
Maciey - *vor 1693 - †11.03.1696
Andres - *um 1686 - †20.06.1706
Dorothea *um 1687 - †06.06.1713
Elsbieta - *um 1889 - †03.10.1702
im Kirchenbuch ab 1693/1690
Jan - *25.03.1691 - † nicht vor 1766 
Adam - *11.01.1693 - † nach 1753
später der "Besitzer" in Gutten
Mathes II. / im KB Maciej*06.03.1695 
ist 1718 als der "Besitzer" in Gutten genannt
- ist ? ab 1769 Berittschulze in Turowen ? 
Woiciech - Adalbert *24.02.1697
Der Vorname Wojciech / Adalbert
wird umgangssprachlich als Wojtek ausgesprochen.
Anja - *24.05.1699
dann 6 Jahre "Sendepause" oder kein KB-Eintrag 
kein Name  07.06.1705 - eine Totgeburt ? -
Anna *22.05.1707
Thomaß - *27.12.1708
 
Gestorben ist Mathes I. / Maciej Guttowsky nach dem 06. Juni 1713
- da hatte er noch eine Enkelin, die 2. Tochter
"d 6 Junij Maciej Guttowsky z Guttow Corke (Tochter) Dorothea
na Cmentarzu pochowa" - auf dem Friedhof begraben
 

Dann ein dritter Blick ins Kirchenbuch.

   Im Kirchenbuch werden außerdem bislang noch unbekannte Guttowski's genannt:

24.04.1700
Conpatres (Pate) Woitek Guttowsky z Kybißow

25.01.1723
d 25 Jan: Pat Adam Karasch Mat Margaretha z kybißow
Filia Esthera
Conp: (Pate)  Woycieck Gutowski, Anna Drygalsk. Sophia Borowin
 
04.04.1717
d 4 April Baptismus Parenter Jan Hutan et Mater Maria z Gutow
Conpatres (Pate) u.a. Augustin Guttowsky z Guttow
 
25.01.1723
Pat: Mack Gutowski, Koscielnik (Kirchendiener ?) Mat Marya z Guttow
Filia? Jakob
Comp: Woytek Gutowski z Guttow

   Allein zwischen dem für diese Story relevanten Zeitraum
zwischen 1691 und 1697 haben die Gutter Maciej und Dorothea Guttowsky
hübsch jedes 2. Jahr  4 Söhne !

Andres *vor 1689, ist schon 1706 gestorben

Jan *25.03.1691,
Adam *11.01.1693
Maciej *06.03.1695,
Woicieck *24.02.1697,

11 Jahre später Thomaß *27.12.1708.

Das sind in diesen schweren Zeiten für den kleinen Besitz
- 1 Hufe 15 Morgen -
e i n f a c h  z u v i e l  M ä n n e r

- und - zusammen mit den 2 Töchtern Zofia und Dorothea
z u v i e l  E s s e r

Adam *1693 übernimmt erst mit 37 Jahren nach seiner Verheiratung 1730 den Besitz
Maciey/Mathes II.*1695, wird als 23-Jähriger 1718 als Besitzer genannt, bleibt aber unverheiratet
? folgt er um 1750 seinem Neffen Michael nach Turowen

- das sei jetzt schon verraten -

Woicieck *24.02.1697, der 4. Sohn - im o.gen. Zeitraum 1691-1697,
ist bei den Kiebisser Simon und Lehna Guttowsky schon seit 1704 gut aufgehoben
heiratet um 1728 deren Tochter Anna
und wird 1729 Vater des Michael Gutowski, meines 4xUr-Großvaters

Zwei Männer unserer Story von 1704 haben ein fast ähnliches Problem.

Der junge Simon Guttowskj hat 2 Hufen zu bewirtschaften
und nur  e i n e n  Sohn, Michel, und der ist man gerade 3 Jahre alt
und eine wenig hilfreiche Verwandtschaft im Haus.

 

Maciej und Dorothea Guttowsky haben "bloß" 1 Hufe, 15 Morgen
und z u v i e l e  Söhne und Esser, davon einen - Woicieck -
der ist zwar inzwischen auch nur gerade erst 7 Jahre alt.

Da muss man rechtzeitig vorsorgen!

41 Huben sindt Anno 1484 vom Erasmo von Reichenstein zu Magdeburgischen Rechten verschrieben,
die Verschreibung haben sie im Kriegswesen vergraben gehabt, undt ist verfault, daß sie nichts in Händen haben, doch ist im Haußbuch ein ander erneuert Privilegium Vom Marggraf Albrechten Elteren anno 1538 zufinden ……………………

                                              Von obigen 41 Huben haben die Guttowsker *
                                              13 Huben, davon Sie weder Scharwerken noch 
                                              Zinß getreÿdich abgeben, haben aber auch Keine
                                              absonderliche Verschreibung, darüber die meisten
                                              Huben sindt dem Tartarischen Einfall wüst
                                              gelegen.

*dieser Guttowsker , der Erbe ist o. gen. junge Andres Guttowskj

Quelle: GSTA PK XX HA Ostpr.Folio Nr. 418 Beschreibung Dörfer Güter Sozinianium d.Urkunden 1698 S. 35 u. 36

   Für unsere story scheint nun wichtig und interessant zu sein, wer sonst noch in Gutten 1690 gelebt hat:

4 Huben Waldt gebrauchen sich des Landt Cemmers Gutten Erben, darüber keine Verschreibung ………

des Landt Cemmers Gutten Erben sind die ungleichen Brüder Paul und Jacob Guttowskj aus Dybowen
Pan Pawel nobilis aus Dybowen, einer der ganz wenigen Heimkehrer von der Krim,
der um den Erhalt des väterlichen Erbes kämpft und sich doch mit den Gegebenheiten abfinden muss
s. dort mehr

 

2 Huben 15 Morgen Übermaaß …… sollen davon die Besitzer 25 "Taler" jährlich zinsen

Vorhero Spezificirte Huben - die 2 H: und 15 M: ??? - werden irtzo von 16 Wirth bewohnet allß:

1. Michael Gutten Erben *

es ist bisher nicht eindeutig zu ersehen, wer die "Erben" sein könnten
in der Auflistung der von den Tataren 1656 "Entführten" von 1663 gibt es ein Michel  G u t t  (1656 rd. 30 Jahre alt)
und ein Jan  G u t t (1656 rd. 28 Jahre alt)

 2. Pawel Downar
 3. Jacub Mocazskÿ
 4. Jedam Czishewskÿ
 5. Stash Dzadek
 6. Andres Orlowskÿ
 7. Grzegors Matulak
 8. Jacub Svacigk
 9. Piotr Gronowic
10. Matteus Guttowskÿ  - Mathes / Macej Guttowsky

* Matteus Guttowskÿ, wahrscheinlicher Sohn von  Jan   G u t t
"1656 entf. sein Sohn von 8 J."
und ohne Anspruch auf das Erbe des Michel G u t t 
oder
Sohn des am 29. April 1696 verstorbenen Pawel Guttowsky
oder ???

 

11. Matteus Dzetko
12. Jann Mikoss
13. Jendzzey Jendrocicigk
14. Cristian Orlowskÿ
15. Simann Pucck
16. Jann Mattiscigk

   Der Vollständigkeit halber soll hier zunächst die Auflistung der von den Tartaren 1656 Entführten von Gutten aus dem Jahr 1663 folgen.

   Der Vergleich beider Tabellen nach 34 Jahren offenbart, dass aus der Familie Christoff  D o w n a r nur einer, Pawel Downar, und aus den beiden Familien  G u t t  auch nur einer, Matteus Guttowsky in der nächsten Generation vertreten ist.

   Die anderen? Verhungert?, gestorben?, keine Frau mehr bekommen?, bei den "alten Männern" hängen geblieben?, in andere Orte ausgewandert?

   Von Mathes/Macej/Matteus Guttowskj ist kein Geburts- und leider auch keine Sterbe-Datum bekannt.

   Bekannt ist aber, dass der "Huldigungsreisende" von 1690 verheirat ist und 12 Kinder hat.

   Matteus/Mathes I. Guttowski - identisch mit Maciej Guttowskÿ et Mater Dorothea - mit seinen "zu vielen Söhnen", bekommt spätestens ab 1684 Kinder, müsste - nach Adam Riese - zwischen etwa 1654 und 1664 geboren sein, lebt in Gutten,
   gehört 1690 - etwa zwischen 36 und 26 Jahre alt
- zu "derer Leute, so zur Huldigung Sr. Churfürstl. Durchlaucht nach Königsberg bestellet sind
   wird in der Erb-Korrespondenz zu Andres G. nicht erwähnt, stammt also aus einer anderen Linie der Nicolai-Söhne.

   In den Hufenschoß-Protokollen von 1718 wird der Besitz seines Sohnes, Mathes II, mit 1 Hufe, 15 Morgen aufgeführt 

   die 13 H:, 7 M:, 150 R: des Andres G. werden hier - s.u. - unter "Caduc", also "zu Verkaufen" gelistet.
In den Hufenschoß-Protokollen von 1718 sind die 13 H., 7 M:, 150 R: immer noch "Caduc"

14. Mathes Guttowski muss sich wie die meisten anderen Besitzer mit 1 H:, 15 M: begnügen.

Nicht - und nur indirekt - handelnd:

Der junge Andres aus Gutten,
der sich 1656 vor den Tartaren nach Kobylin, Powiat Ełcki, zur  Verwandtschaft mütterlicherseits rettet
und das alte große Gutter Erbe sausen lassen muss

wahrscheinlich auch außer Konkurrenz:
Pan Pawel nobilis et Mater Maria aus Dybowen,
einer der ganz wenigen Heimkehrer von der Krim,
der um den Erhalt des väterlichen Erbes kämpft und sich doch mit den Gegebenheiten abfinden muss.

† wahrscheinlich nicht mehr †
Adam mit Mater Katharina aus Kibisy,
die (nur) 1 Tochter Anna haben (1689)
? Anna in Erinnerung an die 1656 entführte Großmutter ?

wahrscheinlich nur als Gäste
Jan aus Kibisy mit seinen zwei Töchtern Maria und Sophia,

 

Handelnde Personen dieser Story im Jahr 1704:

aus Groß Rosinsko

Pfarrer Simon Meinicke

aus Kibissen

Simon* Guttowsky, Vorsteher von Kibisy, mit Mater Lehna,
die einen Sohn und Erben Michał (*18.09.1701) haben

und haben nun eine Tochter Sophia, getauft am 21.12.1704

* der am 17.02.1704 † "Syno Motaka na Contention" - zu beerdigen hatte
Sophia, *21.12.1704, die leider zu früh mit 11 Jahren (†1713) stirbt
die dann später doch noch eine Tochter Anna (*1712) haben
die spätere 5 x Urgroßmutter

aus Gutten

Maciej, mit Mater Dorothea aus Gutten
der Huldigungsreisende nach Königsberg von 1690
mit ihren viel zu vielen Söhnen

folgt nun bald ein
Suchbild vom 21.Decembr - dem 4. Advent - 1704

Aber vorher, am 17. 02.1704 hat Simon Guttowski z Kybiß † Syno Motaka na Contention zu tragen

Wo ist das Das Kuckucks-Ei 

Wer ist das Das Kuckucks-Ei 

Wie heißt das Das Kuckucks-Ei 

eine clevere Idee

Das Kuckucks-Ei 
in Kibissen

Dort gibt es nämlich etwas ganz Bemerkenswertes:

der vierte Sohn, Woiciech - Adalbert *24.02.1697, mein 5 x Urgroßvater

ist

Das Kuckucks-Ei 

und wird am 4. Adent 1704
der Sophia,
Simon und Anna's Kind ins Nest gelegt

   Bei der Auswertung dieses Kirchenbuch-Eintrags sehe ich zu meiner großen Überraschung eine auf den ersten Blick ungewöhnliche Zusammensetzung der Paten und eine sehr sonderbare, geradezu einmalige Patenschaft bei der Taufe der Kibisser-Simon-Lehna-Guttowsky-Tochter Sophia.

1704   d 21 Decembr Baptismus

parenter Simon Guttowsky et mater Lehna z kybißow
Infans     Sophia
Conpadrer. Woicech Maceja Boy Guttowsky et Dorothea
Pawla Karara Uxor* z Kybiß, Jan Kobylinsky z Kobylina  **
Andrzej Orlowsky z Guttow   ***                            
Chrystian Orlowsky z Marchefsk
Cristian Bawodzky z Rozinska, Cristian Borowy atem Michal 
Pan Zyto z Cernioj, Pawel Karas z Tack, 
Pawel Pogorcelsky z Kiasask, Woytek Prios z Guttow,
Sophia Crisikowna z Rakowa, Anna Adama Lobenca Uxor z Tachow
 -*die Uxor=Frau des Pawel Karsch
- **die mütterliche Verwandtschaft des Andres

- ***der "Land-Cemmer",  der mit Mazejey 1690 nach Königsberg bestellet

   An erster aber Stelle einer ganzen Reihe von bedeutenden Conpatres - auch Verwandte aus Kobylin - steht wie zu sehen

Woicech Maceja Boy Guttowsky et Dorothea

Ein gut sechsjähriger Junge? Als Patengeschenk? Wie? - Ist das "normal"?

Ist es Zeugnis einer ganz besonders intensiven Verwandtschaft
zwischen den Gutter, Kibisser und später auch der Diebower Guttowsky's
?

   Der am 24.02.1697 viertgeborene Boy*) Woicech, Sohn der Gutter Maciej und Dorothea Guttowsky ist Pate - ist Patengeschenk ? - bei der Taufe der Kibisser Simon und Lehna Guttowsky-Tochter Sophia am 21. Dezember 1704.

 *) lt. Google-Übersetzer "Junge"
also mein 5xUrgroßvater als er gerade den Windeln entwachsen ist

   Das hat doch eine Bedeutung, - hat es wirklich ? - ist wohl gar so etwas wie ein Eheversprechen ? Oder ? 

   Allein zwischen 1691 und 1697 haben die Gutter Maciej und Dorothea Guttowsky hübsch jedes 2. Jahr 4 Söhne:
Jan *25.03.1691, Adam *11.01.1693, Maciej *06.03.1695, Woicieck *24.02.1697.

Das sind in diesen schweren Zeiten für den kleinen Besitz - 1 Hufe 15 Morgen - e i n f a c h  z u v i e l  Männer.

Von Jan ist nichts mehr zu hören, es gibt nur eine Spekalation
Adam übernimmt erst nach seiner Verheiratung 1730 den Besitz in Gutten
Maciey/Mathes II. wird 1718 als Besitzer genannt, bleibt aber unverheiratet

   Die Mädchen werden ja irgendwann einmal weggeheiratet. Die Jungs müssen aber durchgefuttert werden - und - müssen erben !
   Dann mal - wie der Kuckuck - sich bei der lieben Verwandtschaft umschauen, ob und wo es vielleicht etwas zu erheiraten gibt.
   Das wäre ja bei den lieben Simons aus Kibissen denkbar.

   Und dann man sollte bei der Taufe gleich genügend wichtige Zeugen beibringen - sicher ist sicher!

   So kommt der sieben Jahre alte Boy Woicech ab 1704 auf den
gemeinsamen ? - Hof der Simon - Jan und Adam -  Guttowsky
 nach Kibissen. Werden sie bald an ihm eine tüchtige Hilfe haben?

   Und doch geht diese clevere Vorsorge zunächst gründlich daneben.

   Im Dezember 1707 und und im Pestjahr 1711 haben die Parentes Simon Guttowsky et Mater Lehna z Kybiß zwei Totgeburten zu beklagen.

21.12.1707 Parentes Simon Guttowsky et Mater Lehna z Kybiß
Infans =//=

29.05.1711 Parentes Simon Guttowsky et Mater        z Kybißow
Infans =//=

d 9 Juny Sepult.
Simona Guttowskiego prostate Wdowna z Kybißow po
chawata Corka Zofia, na Cmentarzu ajedna teß
Anna pochowa na Rafaczney Gorse Klore teß w Gyia
umar d 31 Maj

Versuch der Übersetzung:
d 9 Juny Sepult./begräbt
Simona Guttowskiego Vorstehers Witwe in Kybißow
hat die chawata? Tochter Sofia auf dem Friedhof Tess ajedna
in diesem Jahr begraben am Gorse Rafaczney Klor Tess in gyia
sie starb den 31. Mai

die 10 Tage zwischen dem Tod der Zophia und der "besonderen" Grablegung legen es nahe,
(durch eine Pestmagd ?)
dass der Tod der Sophia Symtome oder Spätfolgen der Pest gewesen sein könnten.

Die Sophia, "das Nestei", stirbt also am 31.05.1713 im Alter von 8 1/2 Jahren
 

   Wdowna/Witwe bedeutet nun aber auch, dass der "Simon Guttowsky" schon zwischen 1711 und 1713 verstorben ist.

Beim Durchsehen des Kirchenbuchs und den vielen "Sepult" zwischen 1709 und 1711
muss ich den Simon übersehen haben.

Der Traum, dass der boy Woicech die Sofia heiraten könnte, ist ausgeträumt.

 

   Endlich

am  *17.07.1712, kurz nach der fürchterlichen Pestzeit, hat die "Lehna Simona Guttowskiego Uxor" dann doch noch eine Tochter, 

Anna, - wieder ein Kind, ein neues Nestei?

   Soll der Name Anna wieder die Erinnerung an die von den Tataren verschleppte Großmutter Anna noch einmal wachhalten?
   Die Paten deuten darauf hin:

Conpatres Woyceck Babka (die Großmutter, welche?)
et Catha Michala Guttowskiego z Kybißow, (welches Mädchen Catha eines Michel Guttowski ?)
Simon Maletij z Rosinska, (ein Lehrer, oft Pate beinden Guttowskern)
Maria Synkoß z Marchefk

   Der Traum in Kibissen einzuheiraten, beginnt von wieder vorne.  

   Da muss der Knabe Woicech, *1697, halt noch ein paar Jährchen länger zuwarten, bis schließlich Jungfer Anna als Ehefrau infrage kommt. 

   So wird rund 25 Jahre nach der denkwürdigen Taufe von 1704 der inzwischen schon etwas angegraute Woicech Guttowsky mit 32 Jahren Ehemann der nachgeborenen Anna, reichlich verspäteter Schwiegersohn der - 1729 nicht mehr lebenden - Ortsvorsteher Simon und Lehna Guttowsky 
und der

Vater "meines" 4xUrgroßvaters Michael Gutowski.

 

   Später - Datum unleserlich oder nicht gefunden - haben "Pat Woÿcieck Gutowskj, Mat Anna z kybißow" noch eine Filia Anna.

   Links im Bild Dybowo mit dem Dybower See, oben Mitte vorm Wald Kibisy
   3,5 km süd-südwestlichlich von Dybowo
Guty Rożyńskie/Gutten

   Seit wann in Kibisy auch Guttowsker ansässig sind, ist nicht genau auszumachen *). Welche Einsassen aber im Oktober 1656 - von insgesamt 2.177 im Amt Johannisburg - von den Tartaren entführt wurden, darüber gibt es amtliche Nachricht aus dem Jahr 1663. Das lässt auf eine ursprünglich doch größere Einwohnerzahl von mindestens neun Haushalten schließen; betroffen von diesem Aderlass sind sicher sämtliche Familien:

   Die Jacubczigk, Michalczigk, Laduga, Kibß - ein Nachfahre dessen, der dem Ort den Namen gegeben hat -, Minodunek; eben auch ein Paul Gutt und des "seel. Paul Gutten  Land Cämmerers" aus Dybowen Unterthan, Jan Iwanczigk. 

   Von diesen 8 Familien sind 26 Personen, 4 gestandene Männer, 3 Ehefrauen, 25 bis 30 Jahre alt zum "Spaß" für die Soldateska, zur "viehischen Unzucht" beschreibt eine alte Angerburger Chronik, 
fast die gesamte Jugend, 7 Söhne, 12 Mädchen zum Verkauf an reiche Türken an die Krim entführt worden, 

   verschont  blieben 5 Männer, - wohl weil sie für die Tartaren "unbrauchbar", zu lästig waren -
der Matthes Michalczigk, der Piotr Laduga, der Woytek Maschkoys, Paul Gutt und Jan Kibiß

   und nur 6 Frauen - wenn sie nicht sowieso geschändet und dann erschlagen wurden.
   Die Häuser und Scheunen wurden angesteckt, das Vieh als Beute mitgeführt.

   Überlebende im Jahr 1690 werden in den Listen der Huldigungsreisenden benannt, Zum Beispiel der - nahe Verwandte - Maciej Guttowsky aus Gutten.

   Von dieser Katastrophe sind ja alle Dörfer betroffen. Je kleiner der Ort war, desto schwieriger und langwieriger dürfte der Wiederbeginn gewesen sein. Kibisy hat sich offensichtlich bis heute nicht ganz von diesem Aderlaß erholt.

Und 
fast 300 Jahre später - 1945 - wiederholt sich das ganze Drama - nur mit anderen Vorzeichen.

 

*) Nach untenstehender Liste hat zumindest der "Seel. Paul Gutt, gewesenen Rosinsch Land Cämeraus Diebowen Besitz und Unterthanen in Kibisy - von seinem Vater Jacob geerbt.
Der Teilbesitz gehörten bis 1598 noch den Zwallinern.

Im Jahr 1696 werden in Kibissen folgende Familienvorstände genannt:

Die Huben werden itzo  von 8 Wirth bewohnert allß
1. Simann Guttowskÿ, 2. Pawel Karrash, 3. Woytek Maczkoic,
4. Michael Dobcigk, 5. Marcin u. 6. Jendrzey Michalcigk,
7 Jan u. 8. Matteus Laduga

Quelle: GSTA PK HA XX Ostpr. Fol. 418 - S. 33RS

Die handelnden Personen nun im Einzelnen


   Der in der Gutter Besitzer-Familie nach dem Tartarischen Mord- und Raubzug - außer einem "kleinen Verwandten", Jan Gutt -  allein übrig gebliebene, 1656 viel zu junge 

Andres Guttowskj,

   Sohn des "Land Cemmers" Seraphin Guttowskj, Erbe des Urbesitzes der Guttowsker, der 13 Huben der Verschreibung von 1538, muss alles in Gutten "wüst" liegen lassen und flüchtet zur Kobylinsky-Verwandtschaft nach Kobylin, Powiat Ełcki. Was soll und kann der Halbwüchsige nach der furchtbaren Katastrophe ohne Eltern, ohne "Dienstgesinde", Knechte und Mägde mit solch einem Riesenbesitz allein anfangen.

Der Kuckuck findet dieses Nest leer, es bleibt auch bis lange nach 1718 wüst liegen.

   In Kobylin, Powiat Ełcki, erscheint der inzwischen fest ansässige Andres Guttowski im Jahr 1714 unter denen, die den Erbhuldigungseid auf König Friedrich I., ehemals Kurfürst Friedrich III., geschworen haben. In Königsberg - wie Matthes/Maciey Guttowsky - war er aber deswegen nicht. Den konnte er bequemer in Lyck ablegen.


Mit dem Pan Pawel (Paul III.) Guttowsky nobilis aus Diebowen 

   ist es - auch innerhalb der Guttowsker-Verwandtschaft - immer etwas Besonderes. Er, der Sohn des berühmten ? "Seel. Paul Gutt, gewesenen Rosinsch Land Cämers", Träger des Wappens Slepowron, wird im Jahr 1656 als 6-Jähriger mit Tausenden anderer von den Tataren Richtung Schwarzes Meer verschleppt, findet sich mit dem Schicksal (in der Türkei ?) offensichtlich nicht apathisch ab, nimmt clever "irgendwie" den weiten Weg, - ca. 1.500 km - von dort in die Heimat, das "große väterliche Nest" seiner Erinnerung, auf sich, kommt als einer der ganz Wenigen - nur von drei anderen ist es  bekannt, deren Rückkehr dann auch noch mit großen Enttäuschungen endete  - "ohnlängst" - ? 1670/71 ? - zurück,

versucht allein und tatkräftig einen Neubau des eigenen Nestes in und aus den Trümmern,

   rekultiviert Teile der "wüsten Huben", kauft und züchtet Groß- und Klein-Vieh, baut Ställe,
findet aber offensichtlich erst sehr spät eine Frau, Maria,
hat (lt KB ab 1691) 8 Kinder, 

   teilt - sicher zähneknirschend - schließlich die ihm allein viel zu großen 14 Huben des väterlichen Erbes mit seinem nicht verschleppt gewesenen jüngeren Bruder JacobDieser Guttowskj ist aber 50 Jahr alt und hat keine Kinder lebet auch in unverheyrathetem und in einem sehr armen Stande -.

   Bruder Jacob aber gibt bald darauf endgültig auf, verpfändet den Besitz an "Ludwig von Schlichting" um 500 Taler, kauft sich dafür eine Uniform und  "…… er also sein Glück bey der Miliz suchen muß ……".

   In den Hufenschoßprotokollen vom Jahr 1718 stehen seine ehemaligen 7 Huben als Besitz von Landt-Cämer Johann Borrowy - Pawel/Paul - wahrscheinlich sein gerade mal 8-jähriger Sohn Pawel - behält nur noch 5 Hufe, die restlichen 2 H hat jetzt ein Greger Zakoitz.

   Auch Pawel soll nun um 1695 nach über 20 Jahren mühseliger Arbeit der Rekultivierung wenistens eines Teils der 14 "wüsten Huben" auch noch Abgaben an den Churfürsten Friedrich III., den "Schiefen Fritz", entrichten. 

   Wo mag er nur zwischen 1656 und seiner nahezu einmaligen Flucht und  Rückkehr (1670/71) "zur Schule gegangen" sein, so schön schreiben gelernt, seine Bildung erlangt haben? Er sucht und findet Kontakt in Königsberg mit einem "Hochedlen, Weisen undt Hochbenahmbten Hoch zu Ehrenden Herr Raths, undt Hochgeneigten Herr Ober Secretarie" und schreibt, als das nicht zu helfen scheint, diesem eigenhändig einen Brief um 10-jährige Befreiung von diesen Abgaben.

   Nehmen wir an, dass dies zumindest 1691 gelungen zu sein scheint - so Churfürst Friedrich III an den "Ambtshauptmann":

also habet Ihr die Versehung
zu thun, daß solche Freÿheit dem supplican=
to verstattet, und Er, wehrender dieser
Zehen Jahre mit den gemeinen operibus ge=
bethener maßen verschont werde, Undt
wir sind Euch mit gnaden gewogen, Gegeben
zu Cölln an der Spree d 6./16. Octob. 1691"

   Trotzdem wird er allein mit seiner Familie auch schon mangels "Dienst Gesindes" seine restlichen 7 Huben kaum bewirtschaftet haben können, 1718 hat er noch 5 Huben, 2H hat dann ein Greger Zakoitz. Einige Kinder scheinen früh, spätestens in den Pestjahren 1709-1771 gestorben zu sein.

   der letzte Sohn Pawel *1710 (Paul IV.) wird - als 8-Jähriger ! -  1717/1718 - als Besitzer von nur noch 5 Hufen genannt, bleibt mangels einer Frau zunächst ledig, geht dann aber auch - wie Onkel Jacob - lieber zu den Soldaten, heiratet erst um 1750 mit 40 Jahren,
teilt und überlässt den Besitz nach 1718 seinem älteren Bruder Jan. Der findet auch erst 1744 als 37-Jähriger endlich eine Frau.

Alles sieht nach einem wenig dauerhaft erfolgreichem Nestbau der Diebower Guttowsker aus


Paul Gutt aus Kibissen

   ist nicht identisch mit dem "Seel. Paul Gutt gewesenen Rosisnch Land Cämer",  aus Diebowen, Vater des Paul und Jacob Guttowsky. Unklar ist, aus welchem Familienzweig er stammt. Ich vermute, dass er Sohn des Jacob Guttowski ist, der "nach 1598 als Freund der Zwalliner "nachmals" in den Besitz der 14 Hufe in Diebowen gelangt. Sein Begräbnis "w kościół" lässt schließen, dass er aus dem gleichen "adeligen" Diebower Gutowski-Zweig stammt. Sein Weib Anna (von 25 J.), wurde 1656 entführt. Dieser Paul stirbt am 29.04.1696 
- t. Kirchbuch "Pawel Guttowsky z Guttow pochowon w kościół" nicht "Pawel Guttowsky z Kibißow" auch nicht "Cmientarzu pochowan", und wird auf dem Friedhof in Rosinsko begraben. Wieso dies? 

   Ist der alte Kibisser Paul Gutt, jetzt "in Rente"?, in ein neues "Nest" in Gutten umgezogen?
Wohl eher ist er bei Verwandten, (vielleicht auch bei seinem eigenen Sohn ?), bei Macej Guttowsky et Mater Dorothea z Guttow aufgenommen worden? Ist deren Nest größer? Hilft er da bei der Futtersuche? Gibt es in Gutten mehr Futter?
Haben die mehr Platz, ein Bett für ihn? Und das in den Zeiten!

   Ist das "Nest", die 1656 zerstörten Häuser, im kleinen Kibissen für den Vater zu klein, - bei seinen beiden anderen Söhnen, Simon, Jan und Adam - so dass der alte, kranke (?) Vater Paul immer noch besser bei den Gutter Sohn Maciej Guttowsky et Mater Dorothea und deren Kindern aufgehoben ist?

   Die haben - lt. Kirchenbuch ab 1690 - ja "erst" 7 kleine Kinder - s. die Kinder der Maciej et Dorothea Guttowsky a.d. Seitenleiste ->  der Woicieck, das pränatale Kuckucks-Ei - ist gerade unterwegs und wird am 24.02.1697 getauft werden.

   Tritt hier nur eine uneigennützige verwandtschaftliche Hilfe für die sehr beengt lebenden Kibisser auf den Plan - oder ist dies unter "Guttowskern" ein ungeschriebenes Gesetz?


 

Jan Guttowsky aus Kibissen
Initiator des ersten Rosinskoschen Kirchenbuchs zusammen mit 
(ist noch zu klären)

Pfarrer Molitor, sein Nachfolger, Pfarrer Fischer später Pfarrer Simon Meinike aus Rosinsko?

   Jedenfalls, wenn alle über die schlechten Zeit jammern, soll wenigstens im Kirchenbuch beweiskräftig zu lesen sein, dass und wie es langsam mit dem Anwachsen der Bevölkerung vorangeht. 
Die große Pest von 1709 - 1711 macht dem guten Vorsatz einen großen Strich durch diese Rechnung. 

   Jan Guttowskiy - Sohn I. von Paul Gutt ? - seine Frau - Kath: Jana Guttowskiego Maternka  und seine beiden Töchter, Maria Jana Guttowskiego filia und Sophia Jan Guttowskiego filia z Kybißow sind vor dem Jahr 1700 viel gefragte Conpatres, Paten.

   Adam Guttowskÿ - Sohn II. oder Enkel von Paul Gutt ? - et Mater Kath; haben - lt. Kirchenbuch ab "ANNO 1690 Post Nativitatem Jesu Christi" - nur eine Tochter, Anna, * am 08.08.1689.
   Der Name Anna soll sicher die Erinnerung an die von den Tartaren verschleppte Großmutter Anna wachhalten. 

Simon Guttowskj et Mater Lehna - Sohn III oder Enkel von Paul Gutt ? - haben einen Sohn Michal, *18.08.1701 - im Jahr 1718 als Besitzer in Kibissen aufgeführt - und eine Tochter Sophia, *21.12.1704,  "Sophia das "Heck-Ei" ?


Nun findet sich das Das Kuckucks-Ei  in Kibissen

Dort gibt es nämlich etwas ganz Bemerkenswertes:

 

Bei der Auswertung dieses Kirchenbuch-Eintrags sehe ich zu meiner großen Überraschung eine auf den ersten Blick sehr sonderbare, geradezu einmalige Patenschaft bei der Taufe der Kibisser Simon Lehna Guttowsky-Tochter Sophia.

1704   d 21 Decembr Baptismus

parenter Simon Guttowsky et mater Lehna z kybißow
Infans       Sophia
Conpadrer. Woicech Maceja Boy Guttowsky et Dorothea
Pawla Karara Uxor z Kybiß, Jan Kobylinsky z Kobylina 
Andrzej Orlowsky z Guttow, Chrystian Orlowsky z Marchefsk
Cristian Bawodzky z Rozinska, Cristian Borowy atem Michal 
Pan Zyto z Cernioj, Pawel Karas z Tack, Pawel
Pogorcelsky z Kiasask, Woytek Prios z Guttow, Sophia
Crisikowna z Rakowa, Anna Adama Lobenca Uxor z Tachow

An erster Stelle einer ganzen Reihe von bedeutenden Conpatres - auch Verwandte aus Kobylin - steht wie zu sehen

Woicech Maceja Boy Guttowsky et Dorothea

Wie? - Ist das "normal"?

Ist es Zeugnis einer ganz besonders intensiven Verwandtschaft
zwischen den Gutter, Kibisser und später auch der Diebower Guttowsky's
.

Der am 24.02.1697 viertgeborene - noch nicht ganz acht Jahre alte Boy *) Woicech, Sohn der Gutter Maciej und Dorothea Guttowsky ist Pate bei der Taufe der Kibisser Simon und Lehna Guttowsky-Tochter Sophia am 21. Dezmber 1704.

 *) lt. Google-Übersetzer "Junge"
also mein 5xUrgroßvater als er gerade den Windeln entwachsen ist

Das hat doch eine Bedeutung, - hat es wirklich ? - ist wohl gar so etwas wie ein Eheversprechen ? Oder ? 

Allein zwischen 1691 und 1697 haben die Gutter Maciej und Dorothea Guttowsky hübsch jedes 2. Jahr 4 Söhne - Jan *25.03.1691,  Adam *11.01.1693, Maciej *06.03.1695, Woicieck *24.02.1697. Das sind in diesen schweren Zeiten für den kleinen Besitz - 1 Hufe 15 Morgen - e i n f a c h  z u v i e l  Männer. 

Jan geht - Spekulation ? - später nach Klein Warningken
Adam übernimmt erst nach seiner Verheiratung 1730 den Besitz
Maciey/Mathes wird 1718 als Besitzer genannt, bleibt aber unverheiratet
Woicieck ist bei den Kiebisser Simon und Lehna Guttowsky schon seit 1704 gut aufgehoben

Die Mädchen werden ja irgendwann einmal weggeheiratet. Die Jungs müssen aber durchgefuttert werden - und - müssen erben ! 
Dann mal - wie der Kuckuck - sich bei der lieben Verwandtschaft umschauen, ob und wo es vielleicht etwas zu erheiraten gibt.
Das wäre ja bei den lieben Simons aus Kibissen denkbar.

Und dann man sollte bei der Taufe gleich genügend wichtige Zeugen beibringen - sicher ist sicher!

So kommt der acht Jahre alte Boy Woicech ab 1704 auf den - gemeinsamen ? - Hof der Simon - Jan und Adam -  Guttowsky nach Kibissen. Bald werden sie an ihm eine tüchtige Hilfe haben. 

Und doch geht diese clevere Vorsorge zunächst gründlich daneben:

Die Sophia, "das Nestei",  stirbt am 31.05.1713 im Alter von 8 1/2 Jahren - Spätfolge der Pest ?

1 Jahr vorher, am  *17.07.1712, kurz nach der fürchterlichen Pestzeit, hat die "Lehna Simona Guttowskiego Uxor" dann doch noch eine Tochter, Anna, - wieder ein Kind, ein neues Nestei? Soll der Name Anna die Erinnerung an die von den Tataren verschleppte Großmutter Anna wachhalten?

Da muss der Knabe Woicech, *1697, halt noch ein paar Jährchen länger zuwarten, bis Jungfer Anna als Ehefrau infrage kommt. 

So wird rund 25 Jahre nach der denkwürdigen Taufe der inzwischen schon etwas angegraute Woicech Guttowsky mit 32 Jahren Ehemann der nachgeborenen Anna, reichlich verspäteter Schwiegersohn der - 1729 nicht mehr lebenden - Ortsvorsteher Simon und Lehna Guttowsky 
und der

Vater "meines" 4xUrgroßvaters Michael Gutowski.

So, so, also ausgerechnet aus dem allerkleinsten Dorf am Rande des Rosinskoschen Guttowsker-Clans also ist mein 4x Ur-Großvater Michael Gutowski das ausgebrütete Kuckucks-Ei,
genauer:
Er hat als Sohn von Woicech et Mater Anna Gutowski am 23. September 1729 die Eischalen im fremden Kibisser Nest abgestreift.

Meinem Ego wäre schon lieber gewesen, von Jacob Guttowski und den beiden "adeligen" Pawel I. u.III., Vater, "Seel. Paul Gutt, gewesenen Rosinsch Land Cämer" und Sohn, Pan Pawel Guttowsky nobilis *) aus Diebowen abzustammen oder doch zumindest von den Guttener Guttowskern - mit ihrer langen Liste von Ahnen seit 1538. 
*) entführt 1656 durch die Tartaren und um 1670 zurückgekehrt
 
   Immerhin kommt sein Vater, Woycieck*) Gutowskj *24.02.1697**), doch aus dem traditionsreichen Gutten und ist nur des eklatanten Frauenmangels wegen einerseits und des Knabenüberschusses bei den Maciej Guttowsky et Mater Dorothea aus Gutten andererseits bei den Simon Guttowsky's eingeheiratet - als Kuckucks-Ei abgelegt - worden", und zwar mit der 15 Jahre jüngeren, damals gerade 16 Jahre alten Anna Simona Guttowskiego - *17.07.1712.
 
*) Der Vorname Wojciech / Adalbert wird umgangssprachlich als Wojtek ausgesprochen.
**) Einen anderen schon im Jahr 1700 als Conpatres/Pate genannten 
Woitek Guttowsky z Kybißow schließe ich aus,
ebenso eine am 08.08.1689 geborene Anna der Adam und Katharina Guttowsky

So, so, also aus dem allerkleinsten Dorf, Kibissen, kommt mein 4x Ur-Großvater Michael Gutowski
und ist Sohn des ärmsten, besitzlosen Häuslers dort.

Nach dem  23. September 1729 findet sich keine weitere Spur von ihm im Kirchspiel Groß-Rosinsko -
bis er 1752, Dom. 12 (20. August) unter den Abendmahlsgästen im Kirchspiel Kumilsko auftaucht.

 

Da steht es nun: H Gutowsky & conjux -
H, also Herr, so bezeichnet man adelige, hochgestellte Persönlichkeiten an
- & conjux, also vornehm, Ehegemahlin, nicht nur ux = Frau
als 23-Jähriger hat das Kuckuckei ein Nest gefunden -
ist verheiratet mit einer Sczesny, Tochter einer alteingesessenen Familie,
Großgrundbesitzer, größter aller alteingeseenen Bauern,
und - nach anderen Quellen - Landgeschworener in Turowen geworden,

Da gab es im Jahr 1718 zwei ortsfremde "Großgrund-Besitzer":
1. Den H Schoß-Einnehmer Christoff Hoffmann, und 2. H Oberlandschöp Reinke, beide "H" - adelige, vom Amt Johannisburg - nach den vorhergegangenen Katastrophen, auf "wüst liegende Hufen" - eingesetzte und bestallte Herren.

Mich(a)el Guttowskj dürfte die Nachfolge des Nr. 2., des "Herrn" Oberlandschöp Reinke angetreten haben. So geht es jedenfalls aus der Anzahl der 5 H: Huben,  - 19 M: Morgen und  - 285 R: Ruten - allerdings erst zwischen 1763-1769 in XX PT Johbg. Nr. 1. - hervor - und - dass Michael Guttowskj hier und jetzt "Landgeschworener" ist.

Wieviel P: Pferde, O: Ochsen, Kh: Kühe, Sf: Schafe, Z: Ziegen, Sw: Schweine er nach 1750 im Stall stehen hatte,
und wieveil Ro; Roggen, Sk: Sommerkorn, Ge: Gerste, Ha: Hafer, E:Erbsen, Gr: Grpcken (=Buchweizen) und L: Leinen (=Flach) er eingefahren hat, ist unerheblich, aber für uns aufschlussreich, womit man auf einem Besitz tagtäglich für Arbeit hatte.

Ob damit die Ämter eines Schoß Einnehmers und eines Oberlandschöp auf ihn als Landgeschworener  übergegangen sind, ist bisher nicht aus Quellen auszumachen.

"Wie" aber ist aus dem armen Jungen aus Kibissen ein Mann geworden, dem das Amt eines Landgeschworenen übertragen werden konnte.

Vitamin B1 wie Beziehungen und die "adelige" verwandtschaftliche Herkunft von einem nicht so eng verwandten, seit mehr als 100 Jahren verstorbenen "Seel. Paul Gutt, gewesener Rosinsch Land Cämer in Diebowen" †um 1656 reichen da nicht aus.

Vitamin B2 wie Bildung ist die wichtigste Voraussetzung,

Wie aber hat Michael Gutowsky von Kibissen aus und in Kibissen in 27 Lebensjahren Bildung und die Eignung in Diensten des "Amtes Johannisburg" zu stehen, erwerben können? Schule war natürlich in Rosinsko.

Dummerweise habe ich ab 1713 bei den Taufeinträgen nicht nach "Schulmeistern" Ausschau gehalten, schon gar nicht nach dem 23. September 1729, dem Geburtstag des Michael.

Ich wette aber, dass sich der Michael eine gediegene Bildung erworben hat, aber wo und wie?

Anders gefragt: Wie - und wieder innerhalb welcher "inneren" und "äußeren" Vorgänge - kommt ein x-beliebiger, armer Nachkomme der in den "Hufenschoß-Protokollen" von 1718 genannten "Guttowsker" nach den Tartareneinfällen von (1656/57) und der Pestzeit (1709-1711), - nämlich der 4xUrgroßvater Michael Gutowski nach zwei Generationen wieder zu Ansehen, Ämtern und großem Besitz?

Nach den bisherigen Kirchenbuch- und Quellen-Funden sind die "großen" Guttowsker praktisch untergegangen, die "adeligen" zum Miltär gegngen und die "kleinen" klein geblieben.

Das ist bisher ungeklärt.

Und nun fliegt auch noch der Diebower H*) Cristian Guttowsky
in das Kibisser Nest?

*) steht für "Herr" jetzt nicht mehr polnisch Pan - oder "Nobilis"

Am 10. Octbr 1734 erscheinen - lt. Kirchenbuch - der 1701 in Diebowen geborene Chrystian Gutowski - inzwischen 33 Jahre alt (!) - und Mater Dorothea als Eltern einer Marÿa zum ersten Mal in Kibissen. Sie sind also sicher schon eine ganze Weile vorher dort - aber warum?

Doch nun 23 Jahre zurück in der fürchterliche Zeit der Pest und der vielen Toten:

Der Vater des Cristian, Pan Pawel Guttowsky, aus Diebowen ist am 19.07.1711 im Alter von etwa 64 Jahren an der Pest verstorben.
Er hat erst spät heiraten können: 1649 geboren, 1656 mit 6 Jahren von den Tataren verschleppt, etwa 1771 als einer der ganz wenigen zurückgekehrt,
bis 1690 mühsamer Wiederaufbau und Kampf um Abgabenbefreiung, erst spät eine Frau gefunden.
Die Kinder haben schon immer einen alten Vater gehabt. Die Älteste, Barbara, *1691, wurde geboren, als Pan Pawel 44 Jahre alt ist, der Jüngste, Pawel, als der Vater 63 Jahre alt ist.

Keiner der Söhne, höchstens Stanislaus (*1693 also immerhin 18 Jahre alt - falls er noch lebt ?) könnte den Besitz nominell weiterführen;
erst 1718 wird "Paul" - Pawel ist dann 8 Jahre alt - als Besitzer eingetragen.
Es bricht noch einmal eine schwere Zeit für "Mater Maria" und die Kinder an: 
Cristian ist 10 Jahre, Jan 4 Jahre und Pawel gerade mal 1 Jahr alt.

Ist auch hier die bewährte Guttowsker-Familienbande eingesprungen?

Dokumente über etwaige gerichtliche Anordnungen und Adels-Regeln in solchen Fällen kenne ich nicht. So nehme ich - spekulativ - an, dass der "kleine Crystian" bald nach 1711 auch Aufnahme in Kibissen gefunden hat.
Wo?
Im Hause des Simon und der Lehna Guttowsky;
der Woicech der Gutter Maciej Guttowsky et Mater Dorothea ist ja auch schon da.

So wächst - so nehme ich an - der Crystian - ab ca. 1711 - zusammen mit dem 4 Jahre älteren Woicech im Kibisser Nest auf.
Und als der Woicech endllich - vor 1729 - die Anna Simona Guttowskiego heiratet, bleibt er da.
Er wird mit der Zeit "Onkel" von Woicechs Sohn Michael, einer Anna (*ohne Jahreszahl) und einem Woycieck, * 1734 d. 25 April.
Patin von Letzterem ist Pana Margharetha  Orlowßczanka, Gattin des Adam Gutowskj z Guttow der nächsten Gutter Generation:

siehe da, auch hier wieder Nestgeruch: die "Guttowsker Familienbande!"

So schließt sich der Kreis der Gutter, Diebower und Kibisser Verwandtschaft anfangs des 18. Jahrhunderts wieder.

Dann - aber erst nach 1734 - scheint der Woicech gestorben zu sein.
Der Crystian kann danach erst den Hof übernehmen. Gerne wüsste ich, welche Dorothea er aus welcher Familie und aus welchem Dorf gefunden hat.

Seine Kinder sind in der Seitenleiste zu finden. 


 


In der Prästationstabelle von Kibissen - PT Drygallen 2 von 1753-1759 - hier die Steuereinnahmen - finden sich im kleinen Kibisy wieder viele "Einsassen", acht Familien, - in ganz bestimmt mehr Häusern als heute.

In Kibisy leben zwischen 1753 und 1759 immer noch die Nachkommen der beim Tatareneinfall betroffenen Jendrzey und Matthes Michalczigk -> Adam Michaltzick. 
Die "Neuen", Jan Karrasch, Orta Janutkin und Dorothy Karraschowa sind Paten der 1747 geborenen Dorothea des Christian Guttowski und Mater Dorothea. 

In der Prästationstabelle von Kibissen - PT Drygallen 3 von 1763-1769 - wird der Grundbesitz aufgelistet. Da hat Christian Gutowskj 1 Hub, 26 Morgen und 174 Ruten Land zu bewirtschaften, gerade genug für eine Familie

Eine Kibisser Stammlinie ist nicht eindeutig festzustellen

1656
gab es einen Paul Gutt (*~1630), dem sein Weib Anna von 25 J. entführt wurde.
vor 1689
gab es den wahrscheinlich sehr wichtigen Jann Guttowskÿ (*~1650)
und seine beiden als Paten oft gefragten Töchter Maria u. Sophia der Jana Guttowskiego filia 
1689-08-08 werden einmalig erwähnt die
Parentes Adam Guttowskÿ et Mater Kath: z Kybißen
Infans Anna
Confratres Jann Guttowskÿ  z Kybißow
25.04.1700 wird einmalig ein (anderer) Woitek Guttowsky z Kybißow alt Pate benannt
 
dann aber - auch oft als Paten benannt - die 
Simon Guttowskj et Mater Lehna z Kybißow
mit den Kindern Michal (*1701), Sophia (*1704), 2 Totgeburten und schließlich Anna (*1712)

deren Sohn Michal *18.09.1701 ist im Jahr 1718 der Besitzer

Simon Guttowskj et Mater Lehna z Kybißow
Infans Michal

Conpatres Macej Guttowsky z Guttow, Pawel Karas, z kybißow

Jacob Kobylinsk z Kobylina et frater Jan, 

Marc Maciolek z Drygalskiego, Maria N. Vojowskiego Uxor z Sordazen, Dorothea Cristian Orlowskara Uxoe z Marchefk

Jan Guttowskiego filia z Kybißow

Michal hat aber - soweit erkennbar - später keine Frau und keine Kinder (in Kibissen)

es ist sehr unwahrscheinlich,
dass dieser Michal, der Grodzisko'er Michael Gutowski ist,
der
1795 nochmals - seine Nichte - heiraten will
und
dem Köllmer Michael Guttowskÿ [1]aus Grodzisko,
dem im Jahr 1811 noch 25 rt geschuldet werden

[1] Dieser Michael Guttowski, ein jüngerer Bruder oder naher Verwandter des Aemilius? -

NB "Mich.Guttowski, Köllmer z.Grodzisko, Kirchsp. Kumilsko, will die Tochter des Bruders seiner † Ehefrau Catharina Stasikowna (Stasik) heiraten. Entsch Kbg., 4.6.1795, daß bes. Befreiung nicht nötig. (StAv.Kbg. EM 13b, 1.Fach, Trausachen)" - Quelle QMS 1 G. S.518

 


zuletzt - 1734 - aber erscheint in Kibissen der 1701 in Diebowen geborene Christian Gutowski,
1701-08-16 *Cristian
Parenter Pawel IV. Guttowsky et Mater Maria z Dybowo

infans Cristian

Compatres: Macej Jakojcz z Rosinska, Simon Orlowsky,

Pawel Karas z Tachow, Bernhard… Meinike Pastor z Rosinske

Barbara Pawla Karara z Tachow,

Anna Dorothea Si…… Simon Maletinska g.t. Ladekod Uxor z Rosinska

gleiche Seite 44 re

Conp. Simon Maletij gt … z Rosinska

 

Ältester Sohn des Pan Paul/Pawel Guttowsky nobilis et Mater Maria geb. Bylown

 (falls der 1693 geborene Stanislaus schon verstorben ist)

neben mindestens drei älteren Schwestern

 

Übernimmt er, der Diebower "Nobilis" den Besitz des verstorbenen - oder auch weggezogenen - Kibisser Michal?

 

So gehen die Besitze (mehrere ?) in Kibissen

vom Kibisser Simon und dessen auf den Sohn Michal,

ein Teil aber auch auf den Gutter Woicech

und schließlich auf den Diebower Christian.

 
Des Christian Kinder in Kibissen sind dann jedenfalls: 
1734 d 10 Octbr 
Pat Chrystian Gutowskj Mat Dorothea z Kybißow
Filia Marÿa

1738-02-27
Pat: Chrystian Gutowskj Mat Dorothea z Kybißow
Filia Anna Dorothea 
Comp: Anna Sophia Drigalskin …… u.a.

1741-01-29
Von Kibißen d. 29 Jan
Christian Gutowski , Dochna parentes Paulus Infans 
Compatres …… …… …… Jan Gutowski

1744-03-17
Kibissen d 17t-Marty
Pater Christ. Guttowsky, Mater De…sna . 
Filia Catharina

1747-07-30
Kibissen d 30-Julÿ
Christian Guttowsky Mater Dorothea
Filia Dorothen
Suscipt - Jan Karrasch, Orta Janutka, Dorothy Karraschowa, Jedrz: Czyso

1750-10-11
Kibissen d. 11 Xbr.
Pater Christian Guttowsky Mater Dorothea 
Filia Sophia
Suscept Adam Musalzik 
Ortha Januttowa

1753-10-18
Kibissen d- 18 Xbr
Pater Christian Guttowsky 
Mater . . . . . (kein Name - verstorben?)
Filiy Jan

1759-12-?? - DSCF0304
Kibißen Dom IV. Advent - eodem dato
4. Sonntag im Advent 23. Dezember
Pater Christian Guttowsi 
Mater Dorotha Borawczanka
2. Ehefrau?

Datenschutzerklärung


http://goo.gl/maps/g47zV