Wie - und wieder innerhalb welcher "inneren" und "äußeren" Vorgänge - kommt der Nachkomme der in den "Hufenschoß-Protokollen" von 1718 genannten "Guttowsker" nach den Tartareneinfällen von (1656/57) und der Pestzeit (1709-1711), - der 4xUrgroßvater Michael Gutowski nach zwei Generationen wieder zu Ansehen, Ämtern und großem Besitz?
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Im Februar 2013 war ich 4 Tage in der "Deutschen Zentralstelle für Genealogie" im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig und habe die Filme mit den Kirchenbüchern "Taufen und Tote 1693 -1731" und "Taufen 1732-1766" des Kirchspiel Rosinsko eingesehen und auch die Aufzeichnung aller Abendmahls-teilnehmer von jedem Sonntag im Kirchspiel Kumilsko von 1743 bis ????, bzw. bis ich darin den Michael Gutowski gefunden habe.
Das wichtigste Fundstück
Der Taufeintrag vom 23.09.1729 im Kb Rosinsko
Michael Gutowski ist etwa in der Mitte der Regierungszeit des Soldatenkönigs, Friedrich Wilhelm I. am 23. September 1729 in Kibissen / z Kybiszow geboren -
sein Vater ist Woÿcieck Gutowsky, die Mutter Anna - ihr Geburtsname wird - wie damals üblich - nicht erwähnt.
Er hat noch zwei jüngere Geschwister, Anna, ~*1730 und Woÿcieck *25.04.1734.
Schwieriger war es seinen Großvater zu ermitteln.
Dieses spanndene und scheinbar komplizierte Zeugnis eines besonders intensiven Verwandtschafts-verhältnisses zwischen den Gutter-, Kibisser- und den Diebower-Guttowskern kann man hier mit eine wenig Geduld und Schmunzeln nachlesen. Eins sei verraten: Michael ist in dieser Geschichte das
Das Kuckucks-Ei.
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In welcher Zeit und welchem Umfeld wächst Michael Gutowsky auf?
Es hat sich auch im hintersten Winkel Masurens unter den Reformen von Friedrich Wilhelm I. "kulturell" einiges geändert. Michael ist nun die deutsche Schreibweise vom vorher üblichen polnischen Micheł. Im Generalhufenschoß von 1718 werden (fast) alle Namen generell "deutsch" geschrieben: Aus Pawel wird Paul, aus Macej Matthes, aus Jan Johann usw.)
Die Pest hat in den Jahren 1709 bis 1711 auch in den drei Dörfern im östlichsten Kirchspiels Rosinsko im Amt Johannisburg entsetzlich gewütet, die Dörfer entvölkert und tiefe Spuren hinterlassen.
Jener von mir a.a.O. ausführlich beschriebene Pan Pawel Guttowsky muss lt. Kb am 19. Juli 1711 von dem "Weibsbild Catharyna Nieboszczyka, Tochter des verstorbenen Albrecht Seiby aus Kotow auf dem Friedhof begraben" werden.
Genau so wird Macej Gutowskl (I.) aus Gutten 5 Monate früher am 24.02.1711 "durch Biecin Swojm Marcenie Frydrisczyk aus Rogallen Enkel Swa Maria auf dem Friedhof begraben" und viele andere.
Die Narben der Pest und der nachfolgenden Zeit sind auch 1729, 18 Jahre danach, noch längst nicht überwunden.
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Das kleine Dorf der Eltern von Michael Gutowski
Das Freÿdorf Kibißen ist von den drei Dörfer der Gutowskis das östlichste, kleinste mit ursprünglich 17 Huben und 7 Besitzern; im Jahr 1718 besitzt der "reiche Onkel" Micheł Guttowskj immerhin noch 2 von jetzt 12 Huben, womit man als kleine Familie gut leben könnte. Micheł besitzt 1 Pferd, 2 Ochsen, 1 Kuh, 6 Schafe, 2 Schweine, hat an Aussaat 1 Scheffel Weizen, 8 Sch. Roggen, 2 Sch. Gerste, 4 Sch. Haaber, 1/4 Sch. Erbsen, 1/8 Sch. Einsaat .
1753-1769 (lt. PT Drygallen 2 u. 3) ist einer der acht Besitzer Christian Guttowskÿ - der oben genannte?
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Die "adelige" Verwandtschaft des Michael Gutowski in Diebowen
Im eigentlichen Stammsitz der "Guttowsker" seit 1540 / 1598, dem dicht angrenzenden Diebowen, ist der einstige Besitz zwar sehr geschrumpft, einer von drei Cöllmern, Paul Guttowskj (V.)
und muss " vom "Dziewka Weibsbild Catharyna, Corke Tochter des verstorben Albrecht Sejdy aus Kotow
na Cmentarzu (auf dem Friedhof) dat (an dem Datum) pochowa (begraben werden)" -
seine Frau "Pania Matke Swa (?) geborne Bylowna"
stirbt schon am 18.01.1705 und wird an der Kirche beerdigt
seine Tochter Elsza am 09.05. 1706 auch an der Kirche beerdigt.
besitzt 1718 aber immerhin auch noch 5 von ursprünglich 14 Huben, 16 Huben sind auf 15 "Freÿe" verteilt; im Jahr 1747 liegen gut 6 Huben wüst.
lt. Kb v. 1710: "d 5 August Baptismus Parentes Pawel (IV.?) Guttowsky Nobilis
et Mater Maria z Dybowo Infans Pawel (V.?)
Auch hier sind Stall mit 18 Stück Vieh und Scheune mit 32 Scheffel Getreide sowie Einsaat recht gut gefüllt.
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Das Freydorf Gutten ist das größte Dorf mit 49 Huben und Macej/Mathes Guttowski II. *1695
»dieser ist der Sohn des 1711 Verstorbenen Marcy I. Guttowskÿ (et Mater Dorothea)
s. die Sterbeanzeige oben«
Es ist der, der im Jahr 1690,
„zu derer Leute, so zur Huldigung Sr. Churfürstl. Durchlaucht nach Königsberg bestellet sind.“
gehörte:
Mathes Guttowsky hat lt. dem General-Hufenschoß von 1718 davon jetzt gerade noch 1 Hube 15 Morgen.
Kleine - immer noch von den Folgen und Auswirkungen der Pest belastete - Familien können einen größeren Hof ohne Knechte und Mägde nicht mehr bewirtschaften; alles Land ist in kleine Parzellen aufgeteilt; 1747 sind in Gutten nur noch 23 Hufen besetzt.
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Die Pest hat in den Jahren 1709 bis 1711 überall in Preußen sehr gewütet und das Land und die Dörfer entvölkert.
[1] Peuplierung bezeichnet die planmäßige Besiedlung eines vergleichsweise nicht oder dünn besiedelten Gebietes; sie ist somit eine Maßnahme der Bevölkerungspolitik.
Es könnte nun sein, dass Michael Gutowski - inzwischen vielleich 6 Jahre alt geworden und nicht auf den Kopf gefallen - diesem Plakat aus dem Jahr 1711 begegnet ist.
Quelle: 1743 XX Rep. 8 Abt.II Altg. Friedrich an die Domänenkammer Gumbinnen
2. Absatz:
Fügen hiermit zu wissen / daß nachdem Wir zu Wiederbesetzung der in einigen Unserer Aempter wüst gewordenen Erbe / nicht allein Unsere ausgetretene Immediat-Unterthanen reclamieren und vindiciren / sondern auch freye Leute / sowol aus Unseren / als auch benachbarten Landen dazu / wann sie selbe zu beziehen Belieben tragen/ annehmen zu lassen / allergnädigst resolviret / Wir nöthig zu seyn erachtet / die conditiones, auff welche besagten Freyen und keinem mit Dienstbarkeit verhaffteten Leuten einige wüste Bauer-Erbe eingeräumet werden sollen / zu jedermanns Wissenschaft zu bringen;
Wir manifestiren solchem nach hiemit / daß wan einer ein wüstes Baur-Erbe anzunehmen gesonnen und auf sich selbem selbst ansetzen kan / also auch weder Saat / noch Brodt-Getreyde oder einigen Besatz verlanget / ihm drey freye Jahr / denenjenigen aber / welchen Saat und Brodt/ auch Besatz gegeben werden muß / ein frey Jahr von Zinß / Contribution und allen oneribus publicis gestattet / mit denen aus den benachbahrten Landen Anherobegebenden aber / nach Umbständen der Sachen / noch favorablere Behandlungen getroffen werden sollen.
Da auch einige sich vom Schaarwercke befreyen / und an dessen Stelle ein jährliches Schaarwercks-Geld entrichten wollen / werden Wir es auch hiemit so viel möglich also einrichten lassen / daß zwar dieses Schaarwercks-Geld angenommen / doch dabey einiges weniges gewisses Schaarwerck / etwa an Holtz und Getreyde-Fuhr / oder was sonsten nach erheischenden Umbständen jedes Oerts am nöthigsten / geleistet werde. Und haben sich diejenigen freye Leute / welche auf solche conditiones wüste Erbe anzunehmen gesonnen / sich bey jeden Orths-Beambten anzugeben / als welche ihnen die Erbe anweisen und übergeben lassen werden.
Uhrkundlich mit Höchstermeldter Sr. Königlichen Majestät zu Dero Preußischen Regierung verordneten Insiegel bekräfftiget /
und gegeben zu Königsberg den 16. April Anno 1711.
Wenn der kleine Michael Gutowski dieses alte Plakat aus der Pestzeit 1711 auf dem Speicher gefunden haben sollte und aus dem gleichen Holz geschnitzt ist wie sein Vorfahre Pawel Guttowsky, wird er einen festen Vorsatz gefasst haben:
Das mach ich!
Hier z Kybiszow kann ich bestenfalls Knecht bei Onkel Micheł werden. Bauer will er schon werden, aber nur das?
Sicher gibt es im Kirchspiel Rosinsko einen guten Schulmeister
- schauen wir mal:
Der Pate eines der vornehmen Leute von Diebowen, Cristian Orlowsky, für das Kind Bahsev, ist am 05.09.1713 Simon Maletiy h. t. Schulmeister z Rosinsk.
Simon Maleti finde ich als Pate von 1699 bis 1713
Parentes Simon Dzubko ? et Mater Maria z Nowakow
Infans Maria
Conpatres Andrej Karas z Nowakow, Jan Seida z Rosinska, Andrej
Simon Maletiy g t Ludmoder…mka…,
Cath. ……Wilka Uxor z Nowakow,
Sophia Jan Guttowskiego filia z Kybißow Maria Suknatowna z Nowakow
Jan Laduga z Rosinska Ucs. młodzież (Jüngling)
J P ucs dziewica Sophia Jana Guttowskieg 22.01.1697
1699-05-24
*Anja filinies
Maciej Guttowsky et Mater Dorothea z. Guttow
Conpatres Simon Maletia p.t. …d… z Rosinska, Jakob Kobylinka
z Kobilina, Pawel Karar z Tachow, Simon Guttowskÿ z kybißow
Elsadan Kobilinskugo, Mategula z Kobyliny, Regina Simona Meinecke pt, …… z Rosinska, Barbara
Pfarrer Simon Meinicke v. 1682-1718 Pfarrer in Rosinsko †01.04.1719
1701-08-16
*Cristian
Parenter Pawel IV. Guttowsky et Mater Maria z Dybowo
infans Cristian
Compatres: Macej Jakojcz z Rosinska, Simon Orlowsky,
Pawel Karas z Tachow (Tatzken?) Bernhard… Meinike Pastor z Rosinske
Barbara Pawla Karara z Tachow, Anna Dorothea Si……
Simon Maletinska g.t. Ladekod Uxor z Rosinska
gleiche Seite 44 re
Conp. Simon Maletij gt … z Rosinska
1707-05-22
d 22 Maj Baptismus
Parentes Maciej Guttowskÿ et Mater Dorothea z Guttow
Infans =//= Anna
Conpatres Jakob Fry…iscyk z Rogal, Simon Maletin z Rost…
Cherubin Dmuhs(ß) z Dmußow
Pawel Greglas z Baur, Pawel Karas z Tackow, Adam Karas z Kybißow, Cherubin Dr…? z Dmußow, ……,
Barbara Andrzeja Orlowskiego , et filia Sara z Guttow
d 17 Julij Baptismus 1712
Parenter Simon Guttowsky et Mater Lehna z Kybiß
Infans =//= Anna (meine 5xUrgroßmutter)
Conpatres Woyceck-Woycieck Babka (Großmutter?) et Catha Michala Guttowskiego z Kybißow,
Simon Maletij z Rosinska, Maria Synkoß z Marchefsk
Rakowen d 6 August 1752
Pater H. Gottfried Turowsky
Mater Frau Nanna Maria gebohr. Maletin
Filius Johan Jacob
Sescept
Fil. Herr Benjamin ………
Fil. Frau … Drygalskin
Fil Herr AmbtMann Sus……
Fil. Johann Jacob Maleti…
H. Christian Turowsky
Im Diebowen gibt es - allerdings erst per 09.03.1749 erwähnt - einen Pater Marciey Rogalla Schulmeister und Mater Anna Dorothea gebohr. Glenscanka und deren Filius Pawel.
Wetten, dass der Rogalla auch schon zehn Jahre vorher dort war - oder fünf?
Und später erwählt ein späterer Pater Paul Guttowsky - am 04.08.1754 - als Pate für seine Estera den "Rosenkowa Schulmeister Rogalsky".
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Die Absicht von Friedrich I. schon im Jahr 1711 die Peuplierung des wüsten Landes in Gang zu setzen, hat wenig oder gar keine Wirkung gezeigt. Das Plakat ist also wirklich auf dem Speicher gefunden hat.
Das Ergebnis sind leere Staats-Kassen. Die Ämter überall verlassen sich schon darauf, dass es der König schon richten wird; er, Friedrich II, wird dem aber nicht. Im Februar 1743 - Michael ist inzwischen 14 Jahre alt - platzt Friedrich dem Großen der Kragen und schreibt an die Ämter in Preußen:
Quelle: 1743 XX Rep. 8 Abt.II Altg.Friedrich an die Domänenkammer Gumbinnen
Von Gottes Gnaden Friedrich König in Preußen
Markgraf zu Brandenburg, des Heil. Römischen Reichs
Ertz-Cämmerer und Churfürst
Unseren gnädigen Gruß zuvor, Edle, Veste, hochgelahrte Räthe
liebe Getreun! Wir haben allerhöchst bisher mißfällig ange-
merket, daß es mit der Wieder-Besetzung der hier und und da ledig
oder wüst gewordenen Höffe, sehr nochchalant getrieben wird,
und ihr so wohl als die Beamten darunter nachläßig zu Wercke gehal
in der (?) Persvahion (?), daß dasjenige, was von solchen ledig oder wüst
gewordenen Höfen nicht einkommt, von uns schon vergütet und
abgeschrieben werden müße. Gleichwie Wir über keines Weges
gemeint sind, dergleichen weiter zu statuiren; Als befehlen
Wir auch hiedurch alles Ernsts und beÿ Vermeidung ?……… Ver-
antwortung so wohl selbst dahin zu sehen als auch die Beamten
mit allem gehörigen Nachdruck anzuhalten, daß die ledigen und
wüste Stellen und Wohnungen, so fort wieder mit mit Unterthanen
und Einwohnern besetzet, auch beständig besetzt erhalten werden
wie ihr denn auch wegen der Städte ein gleiches zu verfügen und
die Steuer Räthe auch Magistrat deshalb nachdrücklich zu in-
struiren habt. Sind auch mit Gnaden gewogen - geben Berlin
den 15 ten Feb. 1743.
An die Gumbinnensche Krieges-
und Domaien - Cammer -
Sollen nachdrücklich verfügen, und
mit Ernst darüber halten, daß so
wohl auf dem platten Lande, die ledig
und wüst gewordenen Stellen und
Wohnungen, als auch in den Städten
die ledig stehenden Häuser, mit Ein-
wohnern besetzet, und beständig
besetzet erhalten werden
Es wird nicht lange gedauert haben, dass nun auch das Ampt Johannisburg tätig wird, die wüsten Höfe zumindest im näheren Umkreis von Johannisburg (Turowen gehört noch gerade dazu) erfasst und ausgeschrieben werden und sich dies bis in den hintersten Rosinskowschen Winkel herumspricht. Nun hat "Schule" und Lernen einen noch größeren Stellenwert. Michael muss und will nicht nur Knecht bei Onkel Micheł sein. Um etwas zu werden, muss er aber noch mehr als nur Lesen, Schreiben und Rechnen können - oder?
Spätestens 9 Jahre später, im Jahr 1752, ist Michael mit 23 Jahren Besitzer überdurchschnittlich großer Ländereien und Landgeschworener.
Aber, wie kommt der Michael aus dem Rosinskoschen dahin?
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So finde ich meinen 4xUrgroßvater, H Michael Gutowsky, 23 Jahre nach seiner Geburt wieder:
An "D. 12" - Dominica 12 - (Dominica 1 = Esto mihi = 13. Februar) nach http://kirchenkalender.com/ am 4. Sonntag nach Ostern, Dominica Cantate am 30. April des Jahres 1752 - im 12. Regierungsjahr von Friedrich II., dem Großen - und zwischen den beiden schlesischen Kriegen und dem Siebenjährigen Krieg - in Kumilsko unter den Abendmahlsgästen aus Turowen erstmals wieder als:
"H Gutowsky et conjux - zusammen mit "Jan Turowsky jun et Ux" .
"et Ux" wie beim obersten Namen der Liste Skowronek et Ux deutlich geschrieben meint es "Frau" - beim H (Herrn) Michael Gutowski ist "et conjux", etwas "adeliger", die "Gemahlin" .
coniux lateinisch = Gattin, Gemahlin oder Weibchen
Uxor lateinisch aber auch = Ehefrau, Gattin
Und wie heißt nun die "coniux" des H Gutowsky, was für eine ist sie?
eine Sczesna?
oder
eine Turowska?
oder?
Nach dem Tod von Michaels Sohn, George Aemilius, ist im Verlassenschafts-Inventarii vom 5. März 1812 von einer Restschuld gegenüber den "Sczesnyschen Erben" gemäß Theilungs Rezeß über den Nachlaß des Michael Gutowsky aus Thurowen" die Rede - und -
1789:
der ehrsame Jüngling David Sczesny 21J
Jüngster Sohn des verstorbenen Köllmischen Wirthes in Turowen Andres Sczesny
mit der verwidtweten Frau Eleonora Christoscina geborenen Gutowski
des verstorbenen Fryc Chrisoscyn aus Groß-Kessel hinterbliebene Frau Wittwe, 22 Jahr alt,
und des Herrn Langeschworenen Michael Gutowski jüngste Tochter ………
Die liebe Gattin Michaels müsste doch eigentlich eine Sczesny sein - oder?
Eine andere Frage drängt sich vor:
Wie werden alle alteingessenen Thurower, der große Turowsky-Clan und die Anderen (siehe unten) auf "so einen von dahinten", einen adeligen "H. Gutowsky" (polnisch "Pan") reagieren?
und eine nächtliche Blitz-Idee:
"Gesonnen zu sein" sich ein, zwei oder drei "wüste Bauer-Erbe einräumen" zu lassen ist das eine, die Ämpter und Orths-Beambten deswegen allerunterthänigst abzuklappern aber das andere.
Und bekommt dann einer, der ein wüstes Baur-Erbe anzunehmen gesonnen und auf sich selbem selbst ansetzen kan / also auch weder Saat / noch Brodt-Getreyde oder einigen Besatz verlanget dann auch gleich conditio sine qua non - quasi als Knochenbeilage - ein allein stehendes Mädchen samt Mitgift dazu?
Oder -
das wäre ein nahezu unglaublicher Zufall und die Duplizierung eines späteren wunderbaren Familien-Ereignisses
- hier als Fall Nr. 1:
Findet der Michael Gutowski tatsächlich eine ganz besondere Frau, eine Witwe - schon mit Kindern aus erster Ehe, den späteren "Szesnyschen Erben" von 1812,
eine Frau, die die widerstrebenden Interessen zweier Familien (und auch die eines Dorfes) bündelt, glättet und "zum Guten" führt?
In Dybowen gibt es 1746, 1751 und 1752 gleich zwei "Turowska"
Pater Jan Guttowski hat am 16.11.1746 mit Mater Dorothea gebohrne Turowsky den Filius Jan und am 20.02.1749 den Filius Friedrich, und 1751 die Filia Catharina zur Taufe gebracht.
Paul Gutowski hat mit einer Maria Turowsky am 20.02.1752 eine Tochter Sophia und eine Marie Turowskin ist Patin.
Die Turowsky's sickern im Kirchspiel Rosinsko ein, in Rakowen z.B. den Gottfried Turowsky - wenn die Turowsky's nicht schon längst vorher dort ansässig waren.
Und dann überhaupt:
"Braut" oder Ehefrau hätte ich ich eigentlich ausgeschlossen, weil das älteste *) Kind, mein 3xUr-Großvater George Aemiliues Gutowski rechnerisch wahrscheinlich ~1784/85-28 = 1756/57 geboren - und späterer Erbe in Sdorren ist.
*) im Heirats-KB steht allerdings nur "ein Sohn des Michael Gutowski …… 28 J alt. "
Bei der Kindersterblichkeit damals sind auch frühere dann aber verstorbene Kinder möglich.
Jetzt aber kommt der eigentliche Hammer:
Unser Mich(a)el Guttowsky ist der mit Abstand reichste Bauer - mit 6 Hufen - im ganzen Dorf Turowen
- allerdings erst zwischen 1763-1769 in XX PT Johbg. Nr. 1.
frühere PT = Präsentations-Tabelle gibt es nicht.
Da gab es zwei "Großgrund-Besitzer". Mich(a)el Guttowskj dürfte die Nachfolge des Nr. 2., des "Herrn" Oberlandschöp Reinke angetreten haben.
So geht es jedenfalls aus der Anzahl der 6 H: Huben, - M: Morgen und - R: Ruten hervor - und - dass Michael Guttowskj hier und jetzt "Landgeschworener" ist.
Wieviel P: Pferde, O: Ochsen, Kh: Kühe, Sf: Schafe, Z: Ziegen, Sw: Schweine er nach 1750 im Stall stehen hatte,
und wieveil Ro; Roggen, Sk: Sommerkorn, Ge: Gerste, Ha: Hafer, E:Erbsen, Gr: Grpcken (=Buchweizen) und L: Leinen (=Flach) er eingefahren hat, ist unerheblich, aber für uns aufschlussreich, womit man auf einem Besitz tagtäglich für Arbeit hatte.
Ob damit die Ämter eines Schoß Einnehmers und eines Oberlandschöp auf ihnen übergegangen sind, ist bisher nicht auszumachen.
"Wie" aber ist aus dem armen Jungen aus Kibissen ein Mann geworden, dem das Amt eines Landgeschworenen übertragen werden konnte.
Vitamin B1 wie Beziehungen und eine "adelige" verwandtschaftliche Herkunft von einem seit seit mehr als 100 Jahren verstorbenen "Seel. Paul Gutt, gewesener Rosinsch Land Cämer in Diebowen †um 1656" reichen da nicht aus.
Vitamin B2 wie Bildung ist die wichtigste Voraussetzung,
Wie aber hat Michael Gutowsky von Kibissen aus aus und in Kibissen Bildung erwerben können? Schule war natürlich in Rosinsko.
Dummerweise habe ich ab 1713 bei den Taufeinträgen nicht nach "Schulmeistern" Ausschau gehalten, schon gar nicht nach dem 23. September 1729, dem Geburtstag des Michael.
Ich wette aber, dass sich der Michael eine gediegene Bildung erworben hat.
Zumindest von 1699 bis 1713 finde ich in den Taufeinträgen für die Gutowski Gutten, Diebowen und Kibissen in dem Kirchenbuch Rosinsko unter den "Conpatres" den Namen des Schulmeisters "Simon Maletij p.t. (=Schulmeister) z Rosinska" und den Pastor Simon (Bernhard) Meinike, auch den seiner Ehefrau Maria Simona Meinike Plebana.
Der Simon Maletius ist Mitglied einer langen Reihe von Pfarrern in Masuren von 1550 in Lyck bis 1837 in Borzymmen, KK Lyck.
Möglicher Vater des Schulmeisters Simon Maletius in Rosinsko ist Hieronymus Maletius, der von 1692 bis 1700 Pfarrer in Johannisburg war.
Drei Generationen Maletius waren im nahen Bialla, Hieronymus d. Ä. 1588-1620, Hieronymus d.J. 1621-1662, Martin 1662-1671