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Mein Vater, der Klavierstimmer, Fritz Gutowski,
*15.10.1894 - †04.10.1963
6 Jahre, von 1894 - 1900 noch in Sdorren
12 Jahre, von 1900 bis 1912 in der Königsberger Blindenanstalt

Der Klavierstimmer Fritz Gutowski
wie er - etwa im Jahr 1954 - zu seiner Kundschaft in Kassel und Umgebung geht

Bilder rechts von oben nach unten

1941 in Königsberg
wir bei seinem Freund Otto Fischlin in der Blindenanstalt

1963 in Nürnberg-Eibach
stimmt ein Cembalo

bei uns zuhause
und am Klavier

mit seiner (ersten) Enkelin Christiane *18. August 1962
Michael  *17. September 1963 war gerade noch "in Arbeit"

Seine Geschichte

In untenstehendem 55. Jahresbericht der Ostpreussischen Blinden-Unterrichts-Anstalt zu Königsberg in Pr. im Jahre 1901 wird Fritz Gutowski aus Sdorren, 7 Jahre, als Provinzial-Zögling
- sowie seine 3 Jahre älteren Schwester Helene, die schon 1899 als Neuaufgenomme erwähnt ist, - aufgeführt.

siehe nebenstehende Auflistung auf der Seitenleiste
Lfd. Nr. 81 bzw. Neu aufgenommen lfd,. Nr. 12

 

Die alte Blinden-Unterrichts-Anstalt in Königsberg i.Pr.
"Alter Garten 51 und Brandenburgerthorstr. 4 c"

Die neue Blindenanstalt im Hufenviertel von Königsberg, in der Luisenallee, fertiggestellt im Jahr 1909

Die von Vati nur in Nebensätzen angedeuteten schlimmen kindlichen Erlebnisse auf "dem Hof" in Sdorren haben sich mir zwar nur schemenhaft aber trotzdem tief eingeprägt. Einmal, im Jahr 1941, waren wir dort in Königsberg, Adlig-Kessel und Sdorren. Erzählt hat Vati immer nur vom wunderbaren, glücklichen Ausgang - nach dem "Vergessen-worden-sein" auf der Insel Spindingswerder - siehe das Bild auf der Randleiste rechts -> , dem "Eingesperrt-werden" in der Box des schlagenden Pferdes auf dem elterlichen Hof durch den "Ruchay", - dem Ungehorsam des auf ihn gehetzten bissigen Hundes. 

Hier hört er auf dem langsam verfallenen Hof der Vorfahren, Sdorren Nr. 2, zum ersten mal

"Der muss weg!"

Eingegriffen haben muss wohl der Postagent und Amtsvorsteher Heinrich Ruchay, alias Rubach, aus Adlig Kessel - "alias" deshalb, weil er nicht mit "einem ganz bestimmten Ruchay" in Sdorren im gleichen Atemzug genannt werden wollte. Dieser Heinrich Ruchay hat den Fritz im Jahr 1901 mit 7 Jahren - und 2 Jahre früher - auch seine damals 11-jährige ebenfalls blinde Schwester Helene - in die "Blinden-Unterrichts-Anstalt" nach Königsberg i. Pr. vermittelt.
Hier in Königsberg i. Pr. also war Vati seit dem Jahr 1901 von seinem siebten Lebensjahr bis zum Jahr 1912 als Zögling im "Gräflich Bülow von Dennewitz'schen Blindenstift und Blindenunterrichtsanstalt zu Königsberg i.Pr." als Provinzialzögling "frei" - wie Kinder aus armen Familien - untergebracht und schulisch betreut.
1912 verließ er auch Königsberg, versuchte sich in Wattenscheid bei der Mutter und dem Stiefvater als Klavierstimmer und zog 1924 nach Kassel, wo er 1963 starb. 
Nur im Sommer 1941 ist er - sind wir - noch einmal in Sdorren gewesen.
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"Der muss weg!"

ist ein Satz, den mein Vater im Leben oft gehört hat - auch in der Blindenanstalt:

Im Jahr 1912 oder kurz davor gab es in der Blindenanstalt in Königsberg wegen der der Veruntreuung verdächtigten Direktors eine Inspektion durch einen hohen Beamten aus Berlin.  Auf die Frage an den Direktor "und was wird der Fritz" habe der Direktor "Klavierstimmer" geantwortet. Da aber hat mein Vater eingewendet, "davon weiß ich ja gar nichts!" . Der hohe Beamte aus Berlin hat dann dafür gesorgt, dass die Ausbildung dann 1912 auch tatsächlich geschah. Ergebnis aber beim Direktor Brandtstäter: Einer der laut sagt, was er denkt:

"Der muss weg!"

Das "Personal" der Blinden-Unterrichts-Anstalt
(Adressbuch Königsberg 1906)

nebenstehende Randbilder:

1941 Gutowski-Familie im Park der Blindenanstalt mit "Onkel Otto", Vatis Freund

Vati 1963 in Nürnberg-Eibach mit Christiane am Balkon und an "seinem" Klavier - kurz vor seinem Tod

und beim Cambalostimmen im Bayerischen Kirchenchorverband

 

Helene und Fritz Gutowski
aus dem Bericht der alten Blindenanstalt vom Jahr 1901
 
Nach oben abgebildeten Bericht aus dem Jahr 1901 befand sich Vatis's - von ihm m.W. nie erwähnte Schwester, Helene, bereits im alten "Gräflich Bülow von Dennewitz'schen Blindenstift". 
Helene, wird im Bericht vom Jahr 1904 nicht mehr erwähnt. Ob die Helene im Jahr 1903 gestorben ist ………?

Er selbst wird 1901 als "Neu aufgenommen" aufgelistet. Dort befand sich Vati bis zur Fertigstellung der "neue Blindenanstalt" im Jahr 1909 und dann nur noch bis 1912 - s. unten den Bericht.

 

die Neue Blindenanstalt in der Luisenallee in Königsberg
in einer alten Aufnahme
Bild unten
Entlassung des Fritz Gutowski aus der Blindeninterrichtsanstalt 
in der Luisenallee in Königsberg
aus dem Bericht der Anstalt von 1912/1913
 
warum? - siehe oben "Der muss auch weg"

 

Die ehemalige Blindenanstalt in Königsberg in der Luisenallee - Südflügel
1994 Kommandantur der Russischen Armee
Ulica Komsomolskaja – Ул. Номсомолъсная

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